Buonarotti ,
Miche] Angele.
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Künstlers bei der Gräfin Camilla Farrari. Es stellt die heilige
Jungfrau mit dem liinde und dem kleinen Johannes dar. Die Ma-
donna ist eine majestätische Figur, in allen Theilen von bewun-
dcrungswiiriliger Zeichnung, und sehr anmuthig sind hier auch
die Gesichter der betenden Iinaben. Dieses Bild hat Moriz Steinla
für die Antologia di Firenze 1829 XXXV. gestochen. Cav. Ben-
venuti besitzt eine Madonna.
NIchrci-e Werke dieses Künstlers sind auch in England. Im Sit-
zungssaale der königlichen Akademie in Somersethouse ist ein run-
des Basrelief in weissem Marmor, welches Maria mit dem Christus-
hinde und den kleinen Johannes darstellt. Es ist dieses eine un-
vollendet gebliebene Jugendarbeit Michel-Angelds, aber das Aus-
gefiilirte darin ist so schön in der Zeichnung, so lebendig in den
Bewegungen, wie es nur wenige VVcrke der Sculptur zeigen. Nach
Passavants Iiunstreise durch England etc- S. 52 ist dieses Basrelief
wohl dasselbe, wovon Vasari sagt, dass darin noch die Manier des
Donatello bemerkbar sei. Es dürfte dasselbe seyn, welches Cosmns II.
dem jiiimgern Michel-Angelo Buonarotti schenkte, als dieser eine
Gallerie fiir die VVerke seines grossen Vorfahren errichtete. Aus
der Sammlung Wicar kam es in die des Sir Gyßeaumont und hier-
auf in die Londoner Akademie.
Der Banquier und Dichter Rogers hat eine kleine Figur, Wachs-
modell, welches Michel-Angelo fiir die Grabmäler der Medicäer
verfertigte. Es stellt den Herzog Julian vor, Il Pensieroso. Ein
ähnliches Modell, die Figur der Morgenröthe, kam aus der Verlas-
senschaft des Sir Th. Lawrenee in den Besitz des H. de Iloveray.
In derselben Verlassenschaft war auch der Carton einer heil. Fami-
lie zu sehen, mit stark lebensgrossen Figuren, in schwarzer Kreide
gezeichnet.
In den Besitz eines Engländers kam vor etlichen Jahren ein klei-
nes Oelgemälde, das sich ehemals im Pallaste Cavaliere zu Rom
befand, und durch eine Lithographie von Strixiner bekannt ist.
Hier ist der Hummer vorgestellt, der sie bei dem Anblick der Lei-
den des Sohnes sprachlos macht; aber rein sinnlich ist der Schmerz
bezeichnet, im Uebermasse. Da ist kein Gegengewicht des Geistes,
kein Begriff höherer Macht und Bestimmun , keine Vorstellung
des unvermeidlichen Geschickes, die den Schmerz versöhnen-d in
Schranken hielte. Der Ausdruck und die Geber-de des Johannes
sind mehr die eines verzweifelten.
Michel-Angelo war nicht fähig den stillen herzzerreissenden Kum-
mer darzustellen; auch die Darstellung einer einfachen, ruhi en
Scene, mit der ihr nothwendigen Innigkeit und Tiefe innern Le-
bens gelang ihm nicht. Ein Beweis ist seine Maria, die kniend das
Jesuskind dem heiligen Joseph darreicht, in der florentinischen
Gallerie.
In der Sammlung des Königs ist die Auferstehung Christi, ein
sehr geistreicher Entwurf mit der Feder. Nach dem Berichte des
Scane li (Microcosmo etc. lib. I. Cap. IV. 72) hat Marcello Venusti
nach dieser köstlichen Zeichnung das Bildchen im Stadthause zu
Forli gemalt.
In derselben Sammlung sind noch andere köstliche Zeichnungen
Michel Angelds, wie: das Studium zur Figur Hamans im Frescobilde
der Sixtina; ein bacchantisches Fest von vielen Kindern, in Rothstein ;
TiÜUS. dem der" Geier die Leber frisst in schwarzer Kreide, durch
mehrere alte Stiche bekannt. Die Zeichnung einer heiLFamilie, eben-
falls in schwarzer Kreide, wurde 1796 in Chamberlain's Imitation!
Of original designs in his Majestjfs collection bekannt gemacht.