18
Buonarotti ,
Michel An gelo."
darin diese Stelle auf Lebenszeit ertheilt, mit unumschränkter Voll-
macht in allen Angelegenheiten des Baues und völliger Unabhän-
gigkeit von den Deputirlen der Bauverwaltung. Er sollte xiach
Gutdünken das bisher aufgeführte Gebäude ohne alle Rücksicht auf
Kosten verändern, so dass auch nach seinem Tode keine Abwei-
chung erlaubt sei. Die unter ihm stehenden WVerkmeister sollten
nur von ihm abhängig seyn, und nach Gutbefinden von ihm er-
nannt oder entlassen werden. Dabei war auch sein ausdrückliches
Verlangen am Anfang des Motu proprio erwähnt umrden, dass er
seine bisherigen Bemühungen für den Bau ohne alle Bezahlung,
nur aus Liebe zu Gott, und wegen seiner Ehrfurcht für die Iiirche
des Fürsten der Apostel unternommen habe. Und in der That hat
er auch in der Folge die ihm von dem Pabste für den Bau der
Peterskirche angebotenen Belohnungen jederzeit abgelehnt.
Nun begann eigentlich erst die Entstehung des heutigen Gebäu-
des; denn was in seiner Anlage von den Entwürfen der vorigen
Architekten herrührt, hat doch bei der Ausführung eine ganz ver-
änderte Gestalt bekommen. lVIichel-Angelo setzte den Bau bis in
das Pontilieat Pius IV. fort, hatte aber dabei nicht geringe Wider-
wärtigkeiten zu erdulden. Das Motu proprio Paul's III. wurde
zwar von den vorigen Piibsten bestätiget, aber dennoch konnte er
dadurch nicht vor den Cabalen geschützt werden, die insbesondere
auf Anstiften der Anhänger des San-Galle erfolgten, gegen deren
Gewinnsucht, wodurch sie den Bau absichtlich in die Länge zu ziehen
suchten, er sich sehr stark geäussert hatte. Paul III. Wllftlß durch
die Bänke einiger seiner Feinde veranlasst, eine Comrnission nie-
dcrzusetzen, welche den Zustand der St. Peterskirche untersuchen
sollte. Der Gegenstand der Klage war vorzüglich Mangelan Licht
an einer Seite, wo drei Iiapellen sollten angebracht werden und
welche damals nur durch drei Fenster erhellt, wurden. Der Pabst
sprach mit Michel Angeln darüber und dieser sagte, er wünsche
die Richter zu hören. Der Cardinal Marcellus sprach; eurem.
und seine Begleiter zeigend: „Wir sind die Richter." Michel 'An-
gelo bemerkte, „er werde über diesen drei Fenstern drei andere
bauen." Das habt ihr uns nie gesagt, versetzte der Cardinal! Der
Künstler antwortete darauf entrlistet: „Ich habe mich und werde
mich nie bewegen lassen, Er. Eminenz oder ir end Jemanden zu
sagen, was ich thun will und werde. Euere gtlicht ist das nö-
thige Geld für die AuHühi-ung der Iiirche herzugeben, Diebezu
vcrscheuchen, und mir die Sorge für die Arbeit zu überlassen. Hei-
liger Vater! fuhr er fort, sich zu dem Pabste wendend, mein Lohn
ist gering, wenn ich durch solche Neckereien Zeit und Arbeit
verlieren muss. Der Pabst, der ihn liebte, legte die Iland auf
seine Schulter und sagte: Du wirst jetzt und ltiinftig von der Welt
belohnt.
Miehel Angeln leitete nun fortwährend den Bau; allein eingetre-
tener Geldmangel hinderte ihn, denselben in der Folge mit solchem
Nachdruck, wie in den ersten Jahren seiner Anstellung fortzusetzen.
iDennoch aber wurden unter seiner Aufsicht die beiden 'l'rihuncn
des Querschiffes aufgeführt; statt der acht Altäre, die Bramante in
jede derselben setzen wollte, errichtete er nur drei in eben so vie-
len Nischen. Die Pfeiler der Kuppel liess er abermals verstärken
und führte den Bau der Trommel derselben bis zum (Irewiilbe. Da
jedoch seine Freunde voraussahen, dass er ihre Willenduug nicht
erleben wurde, so beredeten sie ihn, vor seinem Tode noch ein ge-
naues Modell von Holz zum Vorbilde für ihre weitere Ausführung
verfertigen zu lassen, welches gegenwärtig in der Peterskirche im
Ottagono di S. Gregorio aufbewahrt wird. I