Buonarotti,
lälichel
MAngelo.
207
befand, ist aber bereits vor der Verwüstung derselben zur Zeit der
französischen Revolution zu Grunde gegangen.
Die Deckengemälde wurden unter Julius II. ausgeführt, der durch
dieselben dieser von seinem Oheime erbauten Iiapelle eine neue
Zierde ertheilen wollte. Dieses Werk, das nach dem Willen sei-
ner Gegner eigentlich Michel -Angelo's Ruhm beflecken sollte,
sichert ihm im Gegentheile am meisten seine Unsterblichkeit. Die
Neider des Künstlers, worunter auch Bramante gewesen seyn soll,
beredeten nämlich den Pabst, ihm die Ausführung des YVerkes an-
zuvertrauen, weil sie glaubten, dass ihm die Arbeit der Frescoma-
lerei, die er vorher nie ausgeübt hatte, nothwentlig misslingexl
werde. Dieses mag wohl auch die Ursache gewesen seyn, dass er
den Auftrag abzulehnen suchte, allein der stolze und hartnäckige
Geist des Fabstes und der alles umfassende Genius des Künstlers
iiberwanden jede Schwierigkeit. Letzterer wollte keinen Gehülfen
dulden, er rieb sich sogar die Farben, und gab auch die Con-
strtiction des Gcrüstes an, dessen er sieh bediente; denn dasjenige
nach der (Angabe des Bramante, welches an Stricken hängen sollte,
war nicht nach seinem Sinne. Das Seinige stand auf dem Bo-
den auf.
Nachdem Michel-Angelo bereits mehrere Bilder verfertiget hatte,
zeigte sich auf ihnen ein so starker Ausschlag, dass, wie Con-
divi sagt, die Figuren kaum mehr zu erkennen waren, Worüber
der Iiiinstler in solche Verzweiflung gerieth, dass er die Arbeit
aufzugeben beschloss, und den Pabst um die Erlaubniss bat, die
Ausführung eines YVerkes zu unterlassen, das ausser seiner Sphäre
liege, und ihm daher durchaus nicht gelingen wolle. Aber Giuliano
da San-Galle, den der Pabst gesendet hatte, um den Schaden zu
besichtigen, erfüllte ihn mit neuem Muthe, indem er ihm die Mit-
tel lehrte, die Gemälde von dem Ausschlage zu reinigen.
Als die erste Hälfte der Bilder vollendet dastand, war die Utige-
duld des Pabstes, die Arbeit in Augenschein zu nehmen, bereits
so gross, dass er das Gerüste wegnehmen liess. Die Gemälde er-
hielten, dem Bramante zuwider, ausnehmenden Beifall, und er
suchte daher die andere Hälfte dem Rafael zuzuwenden, um durch
diesen Iiiinstler den Ruhm ßuonarottfs zu verdunkeln; allein der
Pabst beharrte fest auf seinen einmal gefassten Entschluss, und
lVlichel-Angelo vollendete nach dem einstimmigen Zeugniss des
Vasari, Condivi und Varchi in 22 Monaten dieses so weitläufige
VVerk.
Zuletzt wollte er den Gemälden noch auf dem Trockenen mit
Wasserfarben die letzte Vollendung geben, und den Gewändern,
nach dem Beispiele der älteren Meister, einige Zierrathen mit Gold
ertheilen, ward aber daran durch die ungestiime Ungeduld des
Pabstes verhindert; denn da dieser sogar die Drohung ausstiess,
"ihn vom Gerüste herahwerfen zu lassen, wenn er das VVerk nicht
fordern würde, so wollte er seine Gemälde doch lieber einiger-
massen unvollendet lassen, als seine Person einer solchen Gefahr
auszusetzen. Am Allerheiligen-Feste zeigte er sie sämmtlich auf-
gedßßlit und zur allgemeinen Bewunderung. Vasari nennt dieses
Fest als den Tag, an welchem zuerst die ganze Folge von Ge-
llliilden Für den Augen des Publikums erschien, aber ohne An-
gabe des Jahres, welches schwer genau zu bestimmen seyn möchte.
Dem erwßllütßn Schriftsteller zu Folge kam Michel-Angelo nach
Vollendung der bronzenen Statue Julius II. zu Bologna nach Rom,
Wo er sodann den Auftrag zur Ausmalung der sixtinischen Iiapellß
erhielt. Nach der von Fea (Notizie intorno Raffaele Sanzio S. 25)
angeführten l-llst. senens. des Sigismondo Tizio ward jene Statue