Buonarolti,
Michcl
Angela.
205
hielt aber nichts als eine kurze schriftliche Antwort, worin Bue-
iiarotti den Pabst um Verzeihung hat, dass er die Arbeit so schnell
abgebrochen habe, woran blos der Umstand Schuld sei, dass Seine
Helligkeit ihn nicht mehr vorgelassen habe, eine Belohnung, die
Seine Wellen Dienste wohl hätten erwarten können. Michel-An-
gelo blieb nun in Florenz, und beschäftigte sich drei Monatelang
mit (er Vollendune seiner Entwürfe zu den Gemalden des Raths-
Salälßlj, und wiihrenil dieser Zeit slclhiclste der Palbst ClXiCi BUNTER, in
we c eii er vom Senate die Zuriic scndun des iiinst ers ver angte.
Die Heftigkeit, mit welcher Julias auftrangmachte Buonarotti selbst
besorgt, und schon ging er mit dem Gedanken um, nach Coustan-
trnopel zu flüchten, als ihn der Gonfaloniere Soderini beredete,
diesen Vorsatz aufzugeben, und noch einmal nach Boni zu gehen.
Condivi meldet SoderiiiPs eiecne Worte: Du hast " sagte jener,
n s! a
„ mit dem Pabste eine Probe gemacht, die kaum der liiinig von
Frankreich gewagt haben wurde. Jetzt inuss man ihn nicht langer
bitten lassen, und wir kennen um Deinetwillen die Stadt nicht
der Gefahr eines Krieges aussetzen. Schicke Dich also an, nach
Rom zuruckziikehren,_ und wenn Du fur_ Deine Sicherheit besorgt
bist, so wollen wir Dir den (sharakter eines Gesandten geben, der
Dich hinlänglich vor seinem Zorne schiitzeii wird."
Iin November des Jahres 1506 Söhnte sich nun Julius und Mi-
chel-Angelo zu Bologna ans. Weil der Cardiiial Soderini, der
den Vermittler machen sollte, eben krank war, so erhielt einer
der Bischöfe seines Gefolges den Auftrag, den liiinstler bei dem
Pabste einzuführen. Ersterer stand sehr deiniithig da, und harrte
auf den piihstlichen Segen; allein Julias sah ihn von der Seite mit
drohender lWIiciie an, und rief ihm entgegen: "So, anstatt zu mir
zu kommen, hast Du erwartet, dass ich zu Dir komme?" Michel-
Angelo war eben im Begriff, seine Uebereilung sehr ehrfurchtsvoll
zu entschuldigen, als sein Begleiter. der Bischof, uin des Pabstes
Zorn zu bcsänftigen, letzterem vorstellte, dass solche Leute, wie dieser
Iiiinstler, eben weil sie von nichts als ihrer Iiunst einen Begriff
hätten, recht wohl Verzeihung verdienten. Zur Antwort hierauf
gab Julius dem Buonarotti mit seinem Hirtenstabe einen Streich über
diehScihultern, und nachdem er so seinen Zorn ausgelassen hatte,
ert ei te er ihm seinen Se en, und nahm ihn von Neuem als sei-
nen Liebling und Vertraugen auf.
Bei dieser seiner Anwesenheit in Bologna errichtete Buonarotti
gegenüber der liirche des heil. Petronius daselbst ein eliernes, co-
ossales, angeblich 11500 Pfund schweres, Standbild des Pabstes, in
Welchem die Haupteigenschaften des Charakters desselben ausge-
druckt waren. Griisse und erhabene Würde in der Person, Muth,
Geistesgegenwart und wilder Trotz, und auch die Schönheit und
Kuhnheit des Faltenwurfes war zu bewundern. Als Julius das
Modell sah, die Lebhaftigkeit der Stellung und die kräftige Hal-
"ms bemerkte, womit der rechte Arm ausgestreckt war, so fragte
erßlen Iiiinstlcr, ob er ihn segnend oder lluchendrdarstellen wolle?
Djese? antwortete sehr vorsichtig: er habe sich ihn dabei gedacht,
W19 er die Einwohner von Bologna ermahne. (In Vasari's erster
Ausgabe Sagt er gerade zu heraus: Er fluche.) Hierauf stellte Mi-
Ishellf Arge]; aui den Pabst die Gegeiifrage: 0b er ein Buch in sei-
er in R611 am iahe wolle? w uf uliu w" te: in!
gib "m" ein Sßiltvßrt, bin keinmgeleliirter !s"er leder "Ne
Diese Stühle, mit welcher der Künstler sechzehn Monate lang
zu lhlln halle, Würde zum Gusse eines Iiriegsgeschosses verwendet.
daf daher den Namen des Julianischen erhielt. Nur den Kopf des
kriegerischen Julius behielt der Herzog von Ferrara.