Volltext: Börner - Cleoetas (Bd. 2)

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Brun , 
Charles 
Le Brun verbreitete sich über alle Gattungen der Malerei; hohe 
Formen und Fiille derselben, ein kräftig autgeregtes oder aufstre- 
bendes Leben, die Glorie der That, waren die lireise, in denen 
sich sein Genius am herrlichsten bewegte. Er wusste seinen Köpfen 
mannigfaltigen: Ausdruck der AlTelite zu verleihen, und die Natur 
genau nachzuahmen; nur ist er nicht immer richtig in der Zeich- 
nung, was aber nur die Eile verursachte, die ihm auch oft nicht 
gestattete, die Geburten seiner Phantasie gehörig zu pflegen. Im 
Colorite hatte er im Allgemeinen keine grosse Stärke, dennoch 
ziehen einige seiner Gemälde durch wahre, liriiftige und liebliche 
Farbengebimg an. 
UnteryLe Brun's erste Arbeiten rechnet man die Geschichte der 
ehernen Schlange, und eine heil. Familie in der St. Paulskirehe, 
bekannt unter dem Namen des Benedicite, von Edelinl: treFflich ge- 
stochen, so wie ein herrliches Bild der Magdalena. Grosson Ruhm 
erwarben ihm die Malereien in den Pallästen lliviere und Bouillon, 
und jene der Gallerie des Präsidenten Larnbert. Eines seiner be- 
sten Werke ist die Marter des heil. Stephan in lebensgrossen Fi- 
guren, welches er in seinem 52. Jahre malte, und das viel zu sei- 
nem Rufe beitrug. Auf den Gipfel des Ruhmes erheben ihn aber 
seine Alexander-Schlachten. Sein Alexander, der (llG gefangene 
ersisehe Königin und die Familie des Darius besucht, wurde 
durch Iiupferstich verbreitet, und besonders hat Edelink hierin 
seine ganze Iiunst erschöpft. Alexander's Einzug in Babylon, die 
Schlacht bei Arbela, der Uebergang über den Granicus und die 
Niederlage des Perus hat G. Audran meisterhaft gestochen, und 
dabei selbst nicht wenig zum Iluhme Le Brun's beigetragen, denn 
Audran verbesserte oft die Unrichtigkeiten der Zeichnung des Ori- 
ginals. Auch Joh. Audran, van Gunst, Leclerc u. a. haben diese 
Schlachten gestochen. 
Le Brun hat also die Schlachten Alexander's, und diese haben ihn 
verewigt-g aber die Idee zu dieser colossalen Arbeit scheint nicht 
äanz aus ihm selbst vorgegangen zu seyn. Es existirt ein Achat, 
( er die zwei schönsten Darstellungen enthält, nämlich das Zelt des 
Darius und Alexanders Einzug in Babylon. Diese Darstellun en 
hat der Iiiinstler fast ohne alle Veränderungen beibehalten. Der 
Achat wurde 1749 zuerst durch einen gelungenen Kupferstich von 
S. Kleiner bekannt. Der Iiupferstich fixhrt die Aulschrift: Achates 
orientalis ruber, insculptas referensiicones praecip. Alexandri M. 
ducum et rerum estarnrn.    
Diesen Stein eriislärten Mariette und Andere für antik, Einige aber 
zweifeln an der Antiquität desselben. Der jetzige Besitzer ist uns 
unbekannt. 
Le Brun verzierte auch die Palläste des Iiöni s und die Gallerie 
von Versailles, wo er die Thaten Ludwigs XIV. in allegorischen 
Bildern. darstellte. zahlreich sind auch seine Entwürfe, die in Ta- 
peten übertragen wurden. Unter diesen erlangten besonders die 
vier. Jahreszeiten Celebrität. Der Iiiinstler hatte die Oberauf- 
siehtiiber die Gobelins. Im Jahre 1662 erhob ihn der Iiöni in 
den Adelstand, und gab ihm den Titel eines ersten Hofmalers. 
Nun war er unumschränkter Herrscher im Gebiete der schönen 
Iinnste;_ alle Talente mussten ihm huldigen oderwseine Macht em- 
pfinden. Diese hatte jedoch 1683 mit dem Tode Colberfs, seines 
Gönners, ein Ende, und das Ansehen des Iiunstdespoten Le Brun 
sank immer mehr. Doch behandelte ihn" der König stets liebreieli, 
obwohl er Mi nardfs Glück zu befördern suchte. Die Malerei 
verlor "idliranlireich nach Le BrunsTod sehr viel, indem sie 
den guten italienischen Geschmack misskannte, und eine Richtung
	        
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