Böhm ,
Johann
Daniel.
Böhm ,
Lorenz.
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selbst leiten, belehren, Bahn brechen und bei den verschiedenar-
tigsten Arbeiten mühsam streben. Nur sein Genius war sein Mei-
ster, auf dessen Schwingen er sich zu einer Höhe der Kunst erhob,
die ihm seinen Platz neben den gereiften Meistern anweiset.
Das erste Werk, welches die Aufmerksamkeit auf den Künstler
zog, war ein Faun aus dem Zuge des Bacchus, für den Fürsten
von Nletternich, und ferner zeichneten sich aus: Amor der Löwen-
hiindiger und ein Adlerkopf für H. llebenstreit; eine antike Tän-
zerin fiir den Grafen Lamberg, seinen besondern Gönner; ein
grosser Biimerkopf für H. Neuling; ein Tafelaufsatz als Modellei-
nes grossen "dlfentlitthen Brunnens in Perugia, ein treffliehes Werk,
das überdiess eines der herrlichsten Iiunsgenkmiiler des Mittelal-
ters darstellt; mehrere Standbilder der vor iiglichsten Fürsten des
Erzhauses Ocsterreich, welche Erzherzog Johann fur die Kapelle
des Braudhofes bei Nlariazell fertigen liess. Höchst meisterhaft sind
auch seine Bildnisse und Basfrelicls. Besonders zu rühmen sind
das Bildniss des Grafen von Hohenwart, Erzbisehofs von WVien,
in Carrarisehem lYIarmor und andere, welche der Künstler in neue-
rer Zeit in Rom fertigte, wie das Portrait des Pabstes, des Grafen
Liitzow, des Cardinals Cousalvi, der schönen Albaneserin Vitto-
ria etc. In Rom copirte Biihm auch die Gypsabgüsse der Elgin-
sehen Mnrmore, die dem Pabste zum Geschenke gemacht wur-
den, eine Gruppe des siegenden Centaur von den Metopen des
Parthenon. Aus dem Panatheniiischext Festzug copirte und ergänzte
er 14 der schönsten Tlafeln.
Bühnfs erste Arbeit in der Stenipelschneideltunst War der aus-
drucksvolle Kopf des k. k. Hofscliauspielers Hoch. An diese Arbeit
reiht sich zunächst die Prcisinedaille mit dem treuen Abbild des Bo-
tnnikers Jacquin. Von nicht minderer Vortredlichlteit ist die Medaille
für die Agrikultur-Gesellschaft, so wie auch die Preisinedaille zuYBe-
fürderung der Obstbauzuzucht in Steiermark. Eine kleine Medaille mit
dem trefflich gelungenen Bildnisse des höchstseligen Kaisers nimmt
gleichfalls, auch durch die schöne Vieturia auf der Rückseite, un-
sere Theilnahine in' Anspruch. Höchst geschmackvoll und schön
sind die Bildnisse der Denkiniiilzeu auf die Sängerin Fodor, auf
Lablaehe, auf die berühmte Catalani und den Historienmaler Da-
vid. Meisterhaft ist auch die Denkmiinze auf den Fürsten Schwar-
zenherg u. s. w.
Auch mehrere höchst gelungene Intaglios beurkunden die Treff-
lichkeit und Sicherheit des Iiiinstlers in diesem Fache, wie S. M.
der Kaiser Franz, im k. k. Miinz- und Autikenkabinet. Sein er-
ster Canieo stellt einen Heros mit dem Lorbeerkranze vor, ein
VVerk von Zieht antikem Gdiste und hewunderungssvürdiger Fein-
heit in der Ausführung. Auch der Abguss von einem Cameo, Thor-
wuldseifs Bild vorstellend, spricht durch treue VVnhrheit an. Aus-
gezeichnet ist ebenfalls die Flucht der Helena, ein NVerk, das-Böhm
fiir H. von Speck in Leipzig ausführte. Es Würde zu weit führen,
all das Trelfliehe aufzuziihlen, was der Künstler schon gefertiget hat.
Böhm-a JOhaÜn Gßürg, der junge genannt. ein Bildnissmaler zu
Dresden, radirte auch geistreiche Schziferstücke und einen Christus
zwischen den Schiicheru. Starb 1750. Berningroth, Bodenebr,
Iiriigner, NVolfgang und L. Zucchi haben nach ihm gestochen.
Maler in Guadenfrey, liefert aumuthige Gemälde nach Rem-
brandt u. a., auch schöne Aquarellbiltler.
Böhln, LÜYCÜZM Bildhauer, ein Böhme von Geburt, studirtc auf
der Akademie zu YVien, und erhielt 1787 den Preis der Erzsehnei-
Naglerlv HiinstIer-Lex. I. Bd. 36