Albani
Francesco.
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Obgleich es im Charakter Albani's lag, heitere Gegenstände dar-
zustellen, so verfertigte er doch mehr als 50 Altargemälde mit le-
bcnsgrossen Figuren; aber da, wo er dem Schwung-e seiner Phan-
tasie feigen konnte, erscheint er ganz als Dichter. Bald erblickt
man dle Venus mit Liebesgöttern, bald die Grazien oder Galathea
oder die Diana mit ihrem Gefolge; überall ist Amnuth, Zartheit
llfld Warmes Gefühl. Sein Talent für die Landschaftsmalerei ist
eigenthiimlich; er sah stets den Himmel in Glanz, die Bänme in
lhrelll griinenden Schmuck, die Bäche in Ruhe und die Fluren in
Pflicht. Seine Gattin zweiter Ehe und seine Kinder dienten ihm
als Modell hei seinen Werken, daher die Gleichförmigkeit in den
Gesichtszügen seiner Figuren. Barnbocciaden malte er nie. Mit
heiligen Gegenständen beschäftigte er sich weniger als mit mytho-
logischen, aber äeschah es, so änderte er auch hier seinen Ge-
schmack nicht; ales liess er durch anmuthige Engelchen vollzie-
hen. Ein häufig wiederkehrender Gedanke ist Jesus als Kind, mit
aufwärts gekehrtem Blick Engel schauend, die Sinnbilder seines
lsiixiftigen Leidens in Händen tragen.
Seine Erfindungen sieht und sieht man häufig in Sammlungen im-
mer wieder; denn er wiederholte sie selbst, oder liess sie von sei-
nen Schülern nachmalen und iibermalte sie.
Vorziiglichcn liuf erwarb sich Alhani durch seine Darstellung
der vier Elemente. Er hat jedem der vier Gemälde eine runde
Form gegeben, weil er der Physik seiner Zeit gelnäss glaubte, dass
die Elemente im Ganzen des Llniversums in concentrischer Ord-
nung iilaer einander gestellt wären. Sie sind gestochen von Beau-
det, Larmessin, Beauvais und Siinoneau, auch in dem von Rohrl-
lard heraus gegebenen YVerl-ze.
Das erste Gemälde stellt die Venus vor, wie sie in einem schö-
nen VVagen sitzt, und von Tauben durch die Luft gezogen wird.
Die Göttin hält eine grosse brennende Fackel in der Hand, an der
mehrere Liehesgötter die ihrige anzünden. So durchsegeln sie die
Luft und bringen das Feuer auf die Erde und bis in Vulcans Werk-
stätte, dessen liebenswürdige Schmidgesellen sie werden, statt der
hässlichen Cyclopen.
Im zweiten Gemälde kommt Juno, die Göttin der Luft, beim
Aeolus an; Pfauen sind vor den "Wagen cspannt, und 14 Nym-
phen stehen in Gruppen um die Göttin iier und stellen die vor-
nehmsten Lnfterschcinungen vor.
Das Wasser ist auf dem dritten Gemälde durch die Vereinigung
der Quellen, Fliisse und Ströme dargestellt, Welche, bewunderungs-
würdig gruppirt, ihre Gewässer in grusser Fülle ausströmen; sic
nehmen ihren Weg nach dem Weltmeere, auf dem Galathea dahin-
wggt, von Nymphen umringt, die von Tritonen auf dem Rücken
getragen werden.
Das vierte Gemälde stellt die Erde dar und lässt alle drei bis-
herigen an Beichthum der Erfindung hinter sich. Man erblickt die
drei Jahreszeiten (nach dem Beispiele der alten Griechen und Ba-
fael's fehlt der Winter) in einer Gruppe auf dem von Löwen ge-
zogenen VVagen der Cyhele. Jede der drei Göttinnen blickt nach
Liebesgöttcrn hin, die sich mit Arbeiten laeschäftigen, denen sie
verstehen. Sie flechten Kränze, pflügen, äflltllell, drescllen in der
Scheune, treten Weintrauben aus etc. Der ganze Reichthum der
Natur ist durch die liunst vorgestellt.
Diese vier Gemälde hat Albani zu wiederholten Malen gemalt
fur den Prinzen Borghese, den Ilerzog von Mautua, den Grafen
von Caruga und mit vorziiglieheni Glxiclse liir den Cardinal von