Volltext: A - Boe (Bd. 1)

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Vlicrnini , 
Juhznnz. 
nung dazu. Der eine war last der Vollendung nahe, als die von 
Matlerno schlecht angelegten Ftxndainexlte zu sinken begannen; der 
Thurm wurde daher wieder abgetragen, und die Iiirche ist bis auf 
den heutigen Tag ohne Glockentlmrm geblieben. 
Sein bestes Bauwerk sind unstreitig die Siiulengiingc auf dem St. 
Petersplatz. Sie gewviihren, obgleich der Styl nickt rein genannt 
werden kann, elnen majestätischen Eindruck. Sie bestehen aus 
vier Reihen, in denen 284 Siiulen und 88 Pfeiler drei bedeckte 
Gange bilden, die zusammen in der Breite 82 Palm messen. Die 
Höhe der Säulen beträgt 57.; Palm mit Inbegriff der Basen und Ca- 
piläle. Die Basen sind von toskanischer, die Schäfte und Capitiile 
von dorischer und das Geballte von jonischer Ordnung. Ein run- 
der Travertin zwischen dem Springbrunnen und dem Obelisk zeigt 
den Punkt an, wo die Radien der "verschiedenen Säulen-Reihen 
vereinigt erscheinen, so dass man nur eine Reihe zu sehen glaubt. 
Die auf der Ballustrade stehenden 162 Statuen von IIeiligen und 
Ordensstiftern sind nach Berninfs Zeichnung von angehenden Bild- 
hauern seiner Zeit verfertiget. Die Iiosten zum Bau dieser Colon- 
naden und Gallerien beliefen sich nach Bonanni's Ilerechnung auf 
850,000 Scudi. Alexander VII. legte 1067 den ersten Stein zu den- 
selben; die Vollendung erfolgte aber erst unter Clemeus IX. 
Die Gallerie der Peterskirche wurde nach des niirnbergischen Ar- 
chitekten Johann 'I'rost's Zeichnung im Grund- und Aufriss von 
Iianzoni in Iiupfer gestochen. 
Von Bernini angegeben ist auch die Faeanle des Pallastes Barbe- 
rini gegen die Via delle quatro fontane. Sie zeigt eine gute An- 
lage des Ganzen, so sehr sich auch einzelne Theile vom richtigen 
Geschmack entfernen. Der ebenfalls nach seinem Plane ausgeführte 
Pallast Bracciano auf Piazza di S. S. Apostoli, die kleine Iiirche 
des Noviziats der Jesuiten auf dem Quirinal und die scala regia des 
vatikanischen Pallastes scheinen den gelehrten Ileratisgebern der 
Beschreibung Iloms I. 612 dieses Lob nicht zu verdienen. 
BerninPs Huf verbreitete sich auch im Auslande. Der Honig von 
Frankreich rief ihn wegen des Baues des Louvre nach Paris. Seine 
Reise dahin glich einem wahren TH-iumphzuge. Als er sich Paris 
näherte, empfing ihn eine ei Aene Dcputation und am 4. Juni 1663 
ward er dem Könige vorgesteät, der ihn besonders gnädig empfing. 
Bernini entwarf jetzt die Zeichnungen zum Louvre und verfertigite 
die liiiste des Iiöxiigs in Marmor, ohne ihn vorher modellirt zu 
haben. Er machte auch eine (schlechte) Statue zu Pferde vom Iiö- 
nige, die des Fürsten, den sie vorstellen sollte, so wenig würdig 
war, dass man ihr einen antiken Kopf aufsetzen liess. Während 
er an der Büste des Iiönigs arbeitete, machte man Anstalt zur Aus- 
führung seiner Zeichnungen der Colonnade zum Louvre. Man fand 
sie nicht fehlerfrei und daher wurde BerninPs Plan nach seiner Ab- 
reise von Paris mit dem des Claude Perrault vertauscht. Bekannt- 
lich hat Voltaire die Idee in Umlauf gebracht, dass Bernini geäus- 
sert, wenn man solche Leute in Frankreich habe, wie Perrault, 
brauche man keine aus Italien kommen zu lassen; allein man sieht 
aus den Memoires des Charles Perrault, der Bernini als einen hoch- 
iahrenden und eigensinnigen Mann schildert, dass derselbe nichts 
weniger als zu solcher Gerechtigkeit geneigt war. 
In St. Peter zu Rom befinden sich mehrere Werke von diesem 
Künstler. DHS grosse Tabernackel über dem Hauptaltare, welches 
nach BerninPs Zeichnung unter Urban VIII. verfertigt ward, ist 
ein sehr colossales und kostbares, aber geschmaekloses VVerk. So- 
wohl das Daeh, in Form eines Baldachins, als die vier gewunde- 
nen Säulen, von denen {es getragen (wird , sind von vergoldeter
	        
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