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Bergler ,
Joseph.
gekommen wiire, wiirde es in dieser Hinsicht den berühmtesten
Gemälden zur Seite stehen können.
Den grössten Beifall verdient die vollendete Rundung und die äus-
serst fleissige leichte Behandlung aller Tlieile. Zu bewundern ist
der classiscne Styl in den Draperien und Ornamenten der Figuren.
Die Harmonie des Ganzen wurde jedoch gewonnen haben, wenn
das etwas einfiirmige Incarnat der nackten Körper verschiedener
gehalten, auf diese Art eiu stärkerer Contrast derselben erzweckt
und das Gewand der Dalila nebst der Iiopfbinde des Greises, der
ihr zur Seite steht, mit dunkleren Tinten ausgemalt worden wäre.
Aber nie wird man genug die lebendig heraustretendcn liöyfe, die
äusserst fleissige Behandlung der Hände und Fiisse und den wohl-
gedachten weiten und prächtigen Hintergrund loben können.
Ein so ausgezeichnetes Lob erthcilte die damals berühmteste Aka-
demie Italiens Bcrglefs erstem grösseren Versuch in der historischen
Malerei. Der Preis war eine 50 Dukaten schwere goldene Medaille,
von Kraft gravirt, mit dem Bildnisse des Herzogs von Parma.
Diese errungene Palme machte Berglern neuen Muth, und ver-
schaffte ihm einen vortheilhafteu Ruf. Er erhielt mehrseitigBestel-
lungen auf Gemälde für Kirchen und für Iiunstfreunde. Das be-
deutendste darunter war ein grosses Altarbild, die Befreiung des
heil. Petrus aus dem Iierker durch den Engel, für die Nonnen in
Fabriano, und zwei kleinere Aulsetzbilder, eine heil. Maria und
Aiiollonia. Fiir die Hauptkirche in Marine eine Maria mit dem
Binde und vielen Engeln und Lämmern. Fiir ein Kloster in dem-
selben Orte ein Altarbild in Oel, den seligen Caracciuli vorstelleud.
Auch malte Bergler eine grosse Capelle dieses Klosters nebst dem
Altar derselben ganz in Fresco aus. Nach Amerika nahm ein Au-
gustiner-Mönch, der sich damals in Rom aufhielt, vier kleine liir-
chenbilder, die er bei dem Iiiinstler bestellt hatte, mit. Zwei an-
dere Gemiilde gingen mit einem Theatiner in sein Kloster nach Si-
cilien. Noch malte er in dieser Zeit aus Gefälligkeit mehrere Por-
traits von Freunden und Bekannten.
Sechs kostbare unvergessliche Jahre verweilte Bergler in Rum,
bis zum Jahre 1786, Wo er die Reise in sein Vaterland antrat. Er
wählte jetzt Passau zu seinem Aufenthaltsorte, und wurde hier, ob-
wohl" er anfangs Manches für geringen Lohn malen musste, bald
so "bekannt und berühmt, dass seine Iiunst ihn und die seinigen
durch lßl- Jahre in Passau reichlich nährte.
Bergler? so erworbener Ruf bewog später den Cardinal Auers-
berg, ihn mit einem jährlichen Gebalte als Cabinetsmaler an-
zustellen. Diesem Fürsten malte er nebst vielen andern, was das
Pensum seiner Anstellung war, zwei besonders nxerkwiirdige Ge-
mälde. Das eine war die .Gebnrt Christi, ein Altarbild frir die
Kapelle eines Lustschlosses, das andere, wozu die Genesung des
schwer erkrankten Cardinals die Veranlassung wurde, ein Cabinets-
stück, dessen Gegenstand die Heilung des kranken Iiönigs Hiskias war.
Das letztere wurde mit der Gopie der Baphaelischen heil. Familie
dem Marschall Soult verehrt. r
Dem Cardinal Auersberg- folgte im Jahre 1795 Graf Thun als
Fiirstbischof von-"Passau. Dieser ernannte den ihm sehr werthen
Iiünstler zu seinem Hoftruchsess. Diebedeutendstcn Oelgemälde,
-welche der Iiiinstler während seiner Lebensperiude in Passau ver-
fertiget hatte, sind folgende: Fiir die Plarrkirclienach NVegscheid
malte er ein grosses Altarbild, die 'l."aufe Christi, und als Aufsatz-
bild für den llochaltar den heil. Jose h mit der Erscheinung des
Engels. Für das Kloster Fahrenbach bei Scherdin einen sterben-
den bei]. Joseph und den heil. Benedikt. Nzlch älcherding sechs