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Beccafumi ,
Domenico ,
etc.
Bazzi vorgezogen. Mecarino thlgte anfangs seinem angebornen
sanften Sinne, und malte in einem süsscu Style. Damals wählte er
schöne Gesichtsbildungen; vor allen wiederholte er oft den Iiopf
seiner Geliebten. lYIan lobt in dieser Gattung das Bild zu S. Be-
nedetto bei den Olivetanern, wo er die Sclultzheiligen, St. Giro-
lamo, die Jungfrau Catliarina und kleine Vorfälle aus ihrem Le-
ben malte. _Später gewann er das BuonarotisehJiriiftige lieb, und
kam von seinem ersten Style ab. Als er jetzt stark und kräftig
seyu wollte, ward er nicht selten schvvertiillig und plump in der
Haltung der Figuren, nachlässig in Händen und Füssen, roh in
den Köpfen. 1m Alter nahm dieser Fehlm- SO gßhp zu! dass die
damals gemalten liöpfe dem Vasari Fratzen schienen.
Sein Colorit ist nicht das wirahrste, weil er es mit einem röthli-
chen Schein verlaünsitelt, der freilich bezaubert und erheitert; doch
ist es reinlich, leuchtend, auf eine WVeise aufgetragen, (lass es an
VVänclen sich noch jetzt äusserst gut erhält. Wenig ist van ihm
in Genua, wo Prinz fDoria ihn in seinem Pallaste malen liess; nicht
viel in Pisa, seine Heimath aber ist reich an iillentliehen und Pri-
vathilderni In Wasserfarben leistete er mehr als in Oel, und mehr
als andere Bilder emyliihltvu ihn seine Wandmalereien. Sie sind
bewunderungswviirdig räumlich vertheilt, mit Grnttesken und Ein-
fassungen verziert, glücklich erfunden und geistreich behandelt.
Er gefiel sich in gewissen Feuer- oder Lichtwiderscheineil, mau-
eheni schwierigen, besonders feruscheinigen Verkiirzungen, die da.
mals in" Unter-Italien etwvas sehr Seltenes waren. Vasari beschreibt
weitläufig das Bild der Gerechtigkeit, welches an den Fiissen sehr
dunkel gehalten, stufenweise bis zu den Schultern sich aufhellt.
und mit einem glänzenden, fast himmlischen Lichte schliesst. Diese
Figur malte er an der Decke des Gerichtssaales des Herrn, und
darunter noch mehrere Rund- und Quartbilder, deren jedes eine
denkwürdige That eines Freibiirgcrs enthält. Einen ähnlichen Ge-
danken führte er in einem Zimmer aus, das dem Herrn Bindi ge-
hört, welches P. della Valle für sein Nleisteriverh hiilt. Die Figu-
ren sind, wie in den llathefsehen Logen klein, und darum besser
gezeichnet, thätiger, besser colorirt, als im Gerichtssaale. Denn Me-
cherino's Styl ist, wie Lanzi sagt, in der That wie eine Flüssigkeit,
welche in einem kleinen Getiisse ihre Iiraft behält, in ein grösse-
res Gefäss_ umgefüllt verdiiftet und verliert. Lanzi l. e. lt.
Beccafumi gehört zu den Heroen der Sienescr Schule, die eine
bessere Zeit für Sienifs Iiunst herbeiiiihrn Die Strenge löste
sich bei ihm in Zartheit und Milde der m auf, alles wurde
Yliessender und edler, und die liebenswürdige Einfalt in den Ge-
stalten der älteren trittnnendlich tiefer und lebendiger hervor.
Zu seinen besten Arbeiten gehören die Deckengemälde im Saal
des Consistorio zu Siena, von 1550. Sie gehen uns den ganzen
Umfang seiner Individualität und seines Reichthums an Ideen zu
erkennen, woyin er alle seine gleichzeitigen Nebenhuhler übertrof-
fen haben mag. Die Anordnung ist lebendiär, die Figuren voll
Bewegung, der Ausdruck bestimmt und die erkürzung meister-
haft. Die Gemälde schildern die strenge Uehung der Gerechtigkeit
bei den Römern. Im Dome zu Pisa malte er die Evangelisten und
einige Geschichten lVIosis. Ein vorzügliches Gemälde, ist sein Chri-
stus in der Vorhölle in der Iiirche St. Francesco zu Florenz. Die-
ses Altargemälde, worauf der Künstler auch seine Geliebte, nur in
zu reizender Gestalt, anbrachte; bewährt einen treiTIiCheiI Meister-
und es gehört, was das Richtige und das Edle des Ausdruckes be-
trifft, zu Beccafumik verdienstvollsten und erlesensten VVerl-aen-
Traballesi, Costa und 'I'ommasini haben dieses Bild in Kupfer ge-