318
Ba thycles .
auf allen Seiten mit Bildwerk überzogen, das Gegenstände derGöt-
ter- und I-lelclensage darstellte. Den Stoff, aus welchem der Thron
bestand, gibt Pausanias nicht an, aber aus eben seinem Sehwcigcll
glaubt Thiersch (Epochen etc. 8.178, neue AuIl.), die bei Weihgß-
schenken gewöhnliche lYlasse, das Erz zu erkennen. Eine ungß"
wohnliche, als eine Zusammensetzung aus Gold, Elfenbein ll-
dgL, mit der ein hölzernes Gerüst hätte können überzogen gewe-
sen seyn, würde Pausanias nach der Dlleixitutig des bezeichneten
Archäologen hier eben so wenig näher zu bezeichnen unterlassen
haben, wie bei dem Throne des Zeus zu Olympia. Aus Pausanias
ist es auch nicht klar abzunehmen, ob die lYIänner auf der oberll
Leiste des Thrones im Relief, oder darüber in Statuen gearbeitet
waren, doch im Relief wären sie bei der grossen Höhe, welche
das Werk unstreitig hatte, nicht unterscheidbar gewesen, und
Thiersch pflichtet desshalb dem Quatrcmere bei, dass er sie über
dem Throne stehend zeichnen liess. wie natürlich in Einer Rei-
he und einander an den Händen haltend, weil sie einen Chor
bildeten.
H. Meyer (Geschichte der bild. K. bei den Griechen II. 19)
nimmt mit I-Ieyne an, das Ganze habe nicht aus Erz, sondern
hauptsächlich aus Steinen bestanden, und die reiche Bilderverzie-
rung vielleicht aus Marmor. Dass Bathycles sein Werk aus Stein
verfertigt, scheint ihm aus dem Umstand sich zu ergeben, dass an
dem Grabmale des Hyacinthus, welches der Göttersüule zum Fnss-
gestelle diente, und eben so reich als der Thron mit Bildern ge-
schmückt war, einer kleinen bronzenen Thüre Erwähnung ge-
schieht, wodurch am Feste des Hyacinth das Tocltenopfer darge-
bracht ward.
Dass Bathycles aus Magnesia am Meander war, hat Heyne (Antiq.
Aufs. I. 108) aus der Bildsäule der AevKogpivy-"Aprentr, die er in
Amyklä weihte, richtig bestimmt, doch über die Lebenszeit des
Künstlers haben sich Zweifel erhoben. Einige glauben, dass
der Künstler schon vor Solons Tod geblüht habe. Diese Bestim-
mung rührt aus einer unverbürgtexi Sage her, Bathycles habe eine
goldene Scbaale hinterlassen, welche nach seinem letzten VVillen
dem Weisesten gegeben werden sollte. Diese Schaale nun trug ein
vertrauter Sklave, welchem die Vollziehung des Testamentes oblag,
bei allen den bekannten Weisen Griechenlands herum, indem ihn
einer zum andern sandte, mit der Versicherung, derselbe sei wei-
ser, bis endlich die Schaale dem Apollo geweiht wurde. Solon war
einer dieser sieben VVeisen, und starb Ol. 55. 2, also musste sich
diese Begebenheit noch früher ereignet, und noch früherßathycles
sein Leben geendet haben. Thiersch glaubt, dass der Künstler Ol.
'29 geblüht, und den Thron verfertiget habe, und zwar aus der
Beute des zweiten messenischen Krieges; dagegen behauptet VoosiuS
in epp. myth. II. 188, dass er nur zu Crösus Zeiten habe blühen
ikönnen, und dieser Meinung stimmt auch Quatrcmere: Jupiter
Olympien S. 200, und Welker: Zeitschrift für die Geschichte der
alten Iiunst I. 285, bei. Crösus zerstörte Ol. 58. 5 (546 vor Chr.)
das Lydisehe Reich, zu welchem auch Magnesia gehörte, und nun
flohen viele Familien theils nach Italien und Gallien, theils auch
nach Griechenland. Unter diese Auswanderer kann man auch den
Bathycles zählen, der mit mehreren andern lnagnesischen Iiiinst-
lern nach Sparta gekommen seyn dürfte. Sillig Cahartificum S.
195 glaubt nun, dass es nicht weit gefehlt sei, wenn man annimmt,
dass Bathycles Ol. 60 seine Iiunst geübt habe. Die Hauptquelle
des Irrthums findet dieser Schriftsteller in der Sage mit der Schaa-
le, die hier nicht in Betracht kommen darf.