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Barts eh ,
Adam von.
frühe, obwohl nicht begiinstiget durch die äussere Lage seines Va-
ters, eines untergeordneten Beamten. Schon bei den ersten Versu-
chen verfuhr er in der Wahl der Gegenstände mit der augenschein-
lichsten Freiheit, ohne sich auf eine oder die andere Seite mit
Nerliehe zu neigen, so wie er auch später als ausübender Iiiinst-
1er gleiche Allgemeinheit des Sinnes gezeigt.
Aus dem Unterrichte Dolnaneclfs, seines ersten Lehrers, trat
Bartsch in die Iiupferstecher-Schule, der damals der Prof. Schmut-
zer als Director Vorstand. Oeffentlich bekannt wurde er zuerst 1775
als 1Öjähriger Jüngling durch die Nachzeichnung aller unter Maria
Theresia geprägten goldenen und silbernen Denlirniinzen, welche
wwiirdige Arbeit ihm von der Erzhgrzogin Mal-in Anna war übel-im.
gen werden. Die glückliche Ausführung des Geschäftes erwarb ihm
die Zufriedenheit des Hofes und die Anstellungxin der k. Bibliothek
als Scripter. Bartsch war jetzt, jedoch nicht ausschliessend, zur
Aufsicht der Kupferstichsammlung bestimmt; er beschrieb auch die
40,000 Bände starke Eugenische Bibliothek, und nur nebenbei
brauchte man ihn zur Besorgung der Iiupferstichsainmlung, die
ebenfalls von Engen von Savoyen gestiftet ist. Erst mit dem
Eintritt des Freiherrn van Swieten als Bibliotheks-Präfekt im Jahre
1781 fing fiir die Pflege dieses Iiunstzweiges ein neues Leben an.
Dieser für liunst und VVissenschaft gleich beseelte Mann bestimmte
Bartsch ausschliessend zum Aufseher der Iiupferstiche. Im Jahre
1735 wurde er mit einem seiner Amtsgenossen nach Paris geschickt,
um bei der Versteigerung der Sammlung des Herzogs von La Val-
liere fiir die Bibliothek und die Kupferstieh-Sammlung Ankäufe
zu machen. Im Jahre 1784 reiste er mit seinem Begleiter von Pa-
ris durch die Niederlande nach Holland, und sah in (lenwvichtig-
sten Städten iiberall die grossen Sammlungen ein, erwarb auch
viele geschätzte Blätter. Zuriickgeltehrt in sein Vaterland wurde
er zweiter Schöpfer der Iiupferstichmasse, indem er von 1791-1820
alles umgestaltete. Er hat 225 liupferstichbäxide in gross Folie,
1d kleinere Gartens in Foliogrösse, 11 grosse Cartons und 30 Sup-
plements-Portfeuilles ganz neu geordnet, und dazu die critisch
raisonnirenden Verzeichnisse in französischer Sprache gemacht. Die
deutsche Schule, chronologisch eingetheilt, beginnend mit den al-
ten Meistern des 15. Jahrhunderts und fortlaufend bis zum Anfang
des 19., ist erst von ihm angekauft, zusammengestellt, verzeichnet
und in 60 Bände gebracht werden. Mit der Anordnung des ge-
nannten Schatzes steht die Herausgabe einzelner raisonnirendcr
Verzeichnisse in einer nahen Verbindung. Sie betreffen thcils ein-
zelne Sammlungen, theils einzelne Meister. Ausserdem besorgte er
auch Ausgaben von vier ehrwürdigen Werken, welche, in Holz-
schnitten von A. Diirer und Hans Burgmayer, die Person und Fa-
milie Maximilians, des ritterlichen Kaisers, verherrlichen. Das
Hauptwerk seines schriftstellerischen Lebens bleibt der Peintre gra-
veur, der in Frankreich zum Leitfaden der Bibliotheken, Universi-
täten und Lyceen vorgeschrieben ist. Die letzte Schrift erschien
xkurz vor des Verfassers Tode, unter dem Titel: Anleitung zur
liupferstichkunde. Seine Werke erschienen unter folgenden Titeln:
Catalogue raisonne des, dessins origineaux des plus grands mai-
tres anciens et modernes, qui faisoient partie du cabinet de
prince Ch. de Ligne, 179.1.
Anton Walerlods Kupferstiche ausführlich beschrieben, 1795.
Catalogue raisonnö des estampes gravöes a Pein forte par Guido
Beni et ccux de ses disciples S. Cantarini , Jean Andre, Elisa-
beth Sirani et Laurent Loli. Vienne 1795.