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Bartoli ,
(Bartholi) ,
Pigtro
Santi.
Striche ohne Ordnung. In dieser Weise vervielfältigte er die be-
sten Basreliefs und die grossartigsten Bauten des alten Roms, und
'viele andere Denkmäler der alten Kunst, die aus der Erde gegra-
ben oder in unterirdischen Gemächern gefunden, in Privatsannn-
lungen gekommen sind.
Die Anzahl der Blätter, die er gestochen hat, ist sehr beträcht-
lich. Sie sind in ganzen Folgen vereiniget, oder auch einzeln nach
verschiedenen Meistern gestochen oder von des Iiiinstlers eigener
Erfindung. Der griisscre Theil ist nach den plastischen VVerken
der Vorzeit gefertiget, denn die Malereien seines Zeitalters boten
keine Aufforderungen fiir den Iiupferstecher dar. Er zeichnete da-
her mit Fleiss und Geist die trefflichsten alten Basrelicfs Roms,
Werke, welche den Ucbergang der Plastik zur Malerei machen,
und die analogste Aufgabe für den Iinpfczrstecher sind. Auch Ra-
faePs Werke, besonders solche, .welchc in Basrelielstyli gedacht
waren, wurden von ihm gestochen. Durch diese Unternehmungen
hat Santes auf die Maler der neuern Zeit einen wichtigem Einfluss
gehabt, als man glaubt, ja er ist als ein Vorgänger _und Zeichen
der Zeit, in welcher der gesunkene Iiunstsinn wieder zu erwachen
strebte, zu betrachten. Es war ein solches Missverstehen der Na-
tur eingetreten, dass ihre Schönheit von den Künstlern unerkanni
blieb, und Manier hatte die meisten so völlig verblendet, ihren
Sinn so ausarten lassen, dass ein Zuriickkehren zu dem reinen
Naturquell unmittelbar unmöglich war. Die Antike ist die Vermitt-
lerin zwischen dem verirrten Iiunstsinn und der Natur; denn die
wahre Antike ist ja nur Naturanschauung, welche bei ihrer Bild-
werdung durch den Menschengeist hindurchgegangen und von al-
lem Zufälligen auf diesem VVege gereinigct ist. Obwohl nun in
SantiBartolPs Werken die Auffassung der Antike sich nicht in ihrer
ganzen Tiefe und Reinheit zeigt, so sind sie doch immer Hindeu.
tung auf den Geist der Antike, und boten der Iiunst einen festen
Anfangspunkt in ihrem eigenen Bereiche dar, von wo aus sie sich
wieder emporarbciten konnte, was auch, obgleich erst nach einem
vollen Jahrhunderte, nach wiederholten, vielseitigen Zurechtweisun-'
gen geschah. Es ist nicht zu läugnen, dass die Iiunst jetzt auf
em Wege des Bessern wandelt; denn wir finden bei Italienern
und einzelnen Franzosen, und namentlich bei den Deutschen
ein edleres Streben. Wenn wir nun den Zusammenhang aller cin-
zelnen fortschreitenden Erscheinungen in der Kunstgeschichte riick-
würts verfolgen, so begegnen wir Bartoli als dem ersten, welcher
wieder nach einem edlern Ziele hinstrebte und unter seinen Zeit-
genossen die Antike am reinsten auffasste.
Auch in Bartoli's übrigen Werken, in seinen eigenen Erfindun-
gen und in denen, welche er nach andern Malern stach,-zeigt
sich der günstige Einfluss, welchen das Studium der Antike hat.
Bele e hiezu sind: sein Hylas und die Anbetung nach Rafael aus
den Elhpeten. Von Quandt (Entwurf zu einer,Geschichte der Ku-
pferstecherkunst S. 218) kann nicht völlig in das Urtheil einstim-
men, welches Göthe in seinem Winckelmann S. 1?5 ausgesprochen
hat. Bartoli hat nach seiner Meinung mehr, a s bloss den Gc-
schmack der Antiken, wie dort esagt wird; nicht nur die Aeusser-
lichkeiten und conventionellen änorduungen, welche an den Anti-
ken zu beobachten sind, sondern das Wesentlichere der Kunst.
aufgefasst.
Er fand Nachahmer und so wirkte sein Einfluss fbrt, sowohl auf
die Kunst überhaupt, als auf die Technik des Stiches insbesondere.
Von den Werken dieses Künstlers erwähnen wir folgende:
Admiranda romanarum antiquitatum ac veteris sculpturae vestigi?