Attiret ,
Johann
Dionys.
Attiret ,
Claude -.Francois
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Ilofinaler. Ein Gemälde _der Anbetung dcir Weisen, das er bald
nach seiner Ankunft dem Iiaiser überreichte, liess derselbe im Inne-
ren seines Pallastes aufstellen. Aber mit allein Beifall des Monarw
chen musste er sich häufig nach dessen Launeirichten und oft,
wenn er eben mit einem grussen Gemälde beschiiftiget wair, einige
Blumen auf einen Fächer oder andere Kleinigkeiten malen. Dazu
liain die Eifersucht der chinesischen Iiiinstler, ohngeachtet er ihnen
manchen Gewinn zufliessen liess, indem er mehrere seiner blassen
Entiviirfe durch sie ausführen, oder durch sie seine eigenen Ge-
niiilde costumiren, und, mit Landschaften, Thieren u. s. w. ausstaf-
firen liess. Eine grosse LillltlSCililffl mit chinesischen Damen, welche
er eines 'I'ags für den Iiaiser verfertigte, missfiel demselben, "und
das Bild musste iiberinalt werden. Die Figuren hatten zu viel Le-
ben und nicht jene chinesische gedanhenleere Ruhe; sie waren zu leb-
haft colurirt und zeichneten sich durch keine rothen Finger u. lange
Nägel aus. Attiret gehorchte dem Befehl, folgte bei seiner Verbes-
serung dem Rath eines chinesischen Malers und erwarb sich durch
diese erzwungene Gelehriglieit den Beifall des Hofes. Endlich
gliiclite es ihm auch eine Zeichenschnle zu errichten und die Freund-
schaft der übrigen Hohnaler zu- erwerben.
Attiret malte mit drei andern Missionarien, P. Damascenns, J.
Sikelbart und J. Castiglione, und einigen chinesischen Hofhialern
die Schlachten, festlichen Auftritte und dergleichen mehr, Welche
während der Ilegierung des Kaisers Iiien-Long, der viele Horden
besiegte und seine Grenzen erweiterte, in den Jahren 1755 bis 1760
verfielen. Man beobachtete bei diesen Gemälden die grösste Ge-
nauigkeit, liess alle Offiziere, welche sich bei irgend einer Gele-
genheit ausgezeichnet hatten, oft mehr als achthundert Meilen
weit her nach der Ilanptstadt kommen, um ihre Bildnisse anzubrin-
gen. 111i Jahre 175i wurde Attiret vom Kaiser in die Tartarei be-
rufen um seine Iiunsl: daselbst zu üben. Auch musste er noch ver-
schiedene lurächtige Gemälde im Pallaste des Iiaisers verfertigen, wel-
che aber niemand ohne eine besondere Erlaubniss zu sehen bekommt.
Diese und andere Arbeiten erwarben ihm die Gunst des Monarchen in
so hohem Grade, dass er ihn zum Mandarin machen wollte, welche
Ehre er aber ausschlug. Von den vorerwiihnten Schlachten wurden
16 Zeichnungen nach Paris geschickt, und daselbst 1770 unter Aufsicht
von N. Cuchin in Iiupfer gestochen- Diese 16 B]. von ungeheurer
Griisse gehören gegenwärtig zu den grössten Seltenheiten, denn"
sobald die Platten abgedruckt waren, wurden sie mit den Iiubferstichen
leich nach China geschickt, so dass die Liebhalwer keine kaufen
Älionnten, und nur iiusserst wenige Exemplare fiir die k. Familie
und die Bibliothek zuriicliblieben. Man hat jedoch eine verklei-
nerte Copie von Helmann. S. Fiorillo "III. 577.
Attiret, Olaude-Frangois, Bildhauer, geb. zu Dole 1728, gest.
daselbst 180i. Er war ein Neffe des Malers dieses Namens und
Schüler von Pigal. Er erhielt in seiner Jugend so wohl zu Rum
als in Paris Preise und wurde einer der besten Bildhauer im ehe-
maligen Burgund. Unter seinen Arbeiten erwähnt man vorzüglich
die Statuen der vier Jahreszeiten, die des heil. Andreas und St. Jo-
hann und eine von Ludwig XVL, die erste, welche diesem Fiir-
sten gesetzt wurde. Sie wurde ihm iiir die Stadt Dole aufgetragen.
Andere Arbeiten von ihm sind zu Dijon, wo er sich niederlicss:
in der heil. Capelle die Himmelfahrt Maria, in der Hauptkirche
ein Bißrßlief, die 12 Apostel um das Grab der Maria vorstellend,
u. a. Attiret war Mitglied der k. Akademie der Malerei und Sculp-
tur zu Paris und starb in Ilosiwital zu Dole.