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Aretino ,
Spinello.
Vasari rühmt von Spinello vorzüglich, dass seine IIeiligen und
Madonnen etwas Hohes und Himmlisches haben, was die NIen-
schen zu grösster Andacht bewege. Besonders in Ehren hielten
die Aretiner eine Madonna in St. Stefano ausserhall) Arezzo, so
dass sie dieselbe bei Abtragung der Iiirche aus der Mauer schnei-
den und in der kleinen Kirche Madonna del duomo einsetzen lies.
sen, wo sie über dem Hauptaltare noch zu sehen ist."
Ein anderes Madonnenbild Spincllifs, obwohl verletzt, befindet
sich an einem Hause der Familie Guillichini (ehemals Bacci In
diesen Bildern ist der fromme Ausdruck, dessen Vnsari erwähnt,
nicht zu verkennen. VVohl erhalten ist noch eine "Verlaiintiigung
in einer Kapelle der Bruderschaft der ldurraccioli auf dem Plätze
rSt. Augustin, aber fast ganz erloschen Sll'1(l Spinello's Gemälde am
Hospital von Spirito Santo. _In der Iiapelle der Heiligen Jaeobiis
und Philippus in St. Doinenico ist das Gemälde dieser Ileiligen
noch vorhanden; auch ist das Tabcrnahel, welches Spinello fiir
die Bruderschaft von St. Tlrinita gemalt hatte, noch erhalten. Die
Gemälde desselben stellen die Dreieiniglieit und die Heiligen Petrus,
Cosimus und Dzunianus dar, und sind neuerlich von Franchini
restaurirt worden. Die übrigen Gemälde, deren Vasari I. B. 363 ff.
deutscher Ausgabe, erwähnt, sind zu Grunde gegangen.
Noch vortrefflich erhalten sind die VVandgemälde der Sakristei
im Iiloster St. Miniato a Monte bei Florenz, worin Spinello Be-
gebenheiten aus dem Leben des hl. Benedikt mit grosser Fertig-
keit und Farbenfrisehe darstellte. In der Apotheke des Klosters
von St. Maria Novelle in eben dieser Stadt soll sich von Spinelln
eine mit der Leidensgeschichte Christi ausgemalte Iiapelle befin-
den. S. E. Förster im Iiunstblatte 1850, Nro. 17. Auch werden
ihm in einer Iiapelle die Verantwortung und der Tod des hl. Ste-
phan zugeschrieben.
Im Campo Santo zu Pisa führte Spinello sechs Bilder der beiden
Heiligen Ephesus (nicht Epirus) und Potitus aus, die Vasari Iiir
die schönsten des Künstlers erlflärt. Ehen dieser Schriftsteller über-
eht aber das Hauptwerk__ Spinelltfs im Öffentlichen Pallaste zu
giena, welches Begebenheiten aus dein Leben Alexander III. dar-
stellt, und vorzüglich geeignet ist, die Richtung und das Verdienst
des Künstlers in schärterer Charaliterisirung, als bis dahin iiblich
War, zu bezeichnen. Die erwähnten Gemälde ixuCainpci Santo sind.
in Lasionio's YVcrk iibcr die hlalereien im Canipo Santo abge-
bildet:
Nachdem Spiuello 77 Jahre alt war, ging er nach seiner Ifater-
stadt Arezzo und blieb dort in Thätiglseit bis an seinenTod. Er
fiihrte neben andern Werken in dieser Zeit den Sturz der bösen
Engel an der VVand des Ilauptaltars in St. Agnolo aus, und erschöpfte
dergestalt seine Einbildungslxraft in der Darstellung des Teufels als
eines recht scheusslichen Ungeheuer-s, dass er von denEinbiltlung
ergriffen wurde, der "Peufel sei ihm-erschienen und habe ihn zur
Rede gestellt, warum er ihn so abscheulich abgebildet habe, was
den armen Iiiinstler so in Schrecken setzte, dass er darüber Ver-
stand und Leben verlor. Das Gemälde ist noch erhalten und von
Lasinio in seiner Sammlung alt-Ilorentinischer Gemälde gestochen.
Vasari setzt Spincllo schon das Jahr 1100 zur Grenze; allein die
noch vorhandenen Vercinbartixxgeu über sein Hauptwerk in Siena
zeigen, dass Vasari seinen Tod zu_ frühe gesetzt habe; denn es
wurden ihm noch bis 11103 Zahlungen geleistet. Vgl. liumohr ital.
Forschung. II., Nro. XIII. 226. Lanzi setzt mit Vasari und Baldi-
nucci seine Geburt auf 1508 und seinen Tod auf 1400.