Anjuu,
Benä
von.
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Philipp von Burgund von 15651-57 gefangen gehalten wurde. Es stellt
das Vvappen von Bar dar. Aufdie Fensterscheiben der herzogl. Iiapelle
malte er sein eigenes Portrait und zwei Jahre nachher (1455) die
Wappen von 32 Rittern des goldenen Vliesses, von denen er in der
Schlaßhl VOH Bulguöville geschlagen wurde. Nach dem Tode sci-.
ner ersten Gemahlin, Isabella von Lothringen (1454), zog er sich
nach Anjou zurück und beschäftigte sich ausschliessend mit der
Miniaturmalcrei.
Das Gebetbuch der verstorbenen Isahella ward mit verschiede-
nen Darstellungen in Miniatur geziert; auch soll er noch zwei.
andere Handschriften auf gleiche Weise verziert haben. ;In dem
"Tresor des Martes" zu Paris befindet sich von seiner Hand ein Mi-
niaturgemiiltie, welches darstellt, wie Johann von St. Maure ihm
huldiget. Seine Moralitäten und Mysterien, z. B. dieiMoralitä
mortilie1neut,_ou mortilication de vaine plaisance, zierte er gewöhn-
lich mit Miniaturen. In einem andern Wrerlae: Le roman en prose
et en vers de tres doulce mercy au coeur dÄAmour espris, finden
SiCh 70 vortreffliche Miniatnrgcxnülde, freilich hie und da aben-
theuerlich genug. Die Irlotinuxxg erscheint mit einem Zuckerhut
anstatt einer Miitze, auf einem Pferde einhertrabend; die Sehn-
sucht ist wie ein Bauer gekleidet, mit einer rothen Jacke; die Hel-
den des Alterthums erscheinen mit VVappen u. s. w. Die Wap-
enkunde, die Aufzeichnung derselben und dievDarstellimg ritter-
iicher Spiele gehörten zu seinen liebsten Beschäftigungen. Er
machte sich daran, ein 'I'urnierbuch zu schreiben und auszumalen,
ein Werk, welches in Beziehung auf Sitten, Gewohnheiten und
Iileidertrachten zu den interessantesten Denkmälern aus dem 15ten
Jahrhundert gehört. Die zu Paris befindliche Handschrift besteht
aus1505 B]. 4. mit 26 Darstellungen, die er mit eigener Hand aus-
ma te.
Vor der Revolution waren viele seiner VVex-ke in Angres, Lyon,
Avignoil, Marseille und Aix vorhanden; jetzt sind sie leider grössten-
theils verschwunden. Die Stadt Anjou erfreute sich mehrerer Werke
des Königs. Unter den Bildern in Lyon wurde vorzüglich das
Bildniss des Todes als ein Meisterstück gerühmt. Es befand sich
in einer gothischen Kapelle in der Kirche zu St. Paul und soll in
der grossen Lyoner Feuersbrunst zu Grunde gegangen seyn.
In dem Ciilestiner-liloster zu Avignon sah man ein weibliches
Skelett von natürlicher Grösse; daneben einen geölfneten Sarg, des-
sen Inneres mit einem sehr launstreich gearbeiteten Spinnengewvebe
umzogen war. ' Dieses Gemälde, welches alle Reisenden besahen,
verschwand ebenfalls in den Stürmen der Revolution. Im Hospital
zu Villeneuve befindet sich noch ein ziemlich gut erhaltenes Ge-
mälde Ptenäs, welches seinen bizarren Geschmack hinlänglich cha-
ralsterisirt. Es ist ein Oelgemälde auf Holz, wo die streitende, lei-
dende und triumphirende Iiirche sammt der Dreiniglieit vorgestellt
sind. Das Gemälde ist 53g Fuss hoch und 7 Fuss breit. In Mar-
seille sah man ein Ecce homo, ein mit einem Schweisstuch ver-
schleiertes Bildniss des Erlösers, einen hl. Hieronymus u. a. Auch
diese Bilder sind verschwvunden. Das unter dem Namen „Buisson
ardent" bekannte Bild in der Metropolitan-Iiirche zußAix wird von
einigen auch dem Reue von Anjou zugeschrieben. Es stellt Moses
mit dem brennenden Busche dar, und hat zwei Seitenflügel, auf
welchen er sich und seine zweite Gemahlin abbildete. Statt des
brennenden Busches erblickt man in der Mitte des yGenlälcies einen
in der Ifuft schwebenden Busch, auf dem die hl. Jungfrau mit dem
Binde sitzt.
Rand gab sich auch viel mit. Portraitmalen ab; er malte Karl VII-a
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