Angelico ,
Frate
Giovanni.
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nisch zusammengestellt. die Gewänder vortredlich gedacht, das
Nackte aber ist unvollkommen, wie bei allen Meistern der dama-
ligen Zeit. Die Gegenstände sind flach und noch unzulänglich ge-
rundet, und nur Masaccio suchte hierin Besseres zu leisten. Das
Ilauptverdienst des Angehen ist, dass er zuerst die geistige Bedeu-
tung der menschlichen Gcsichtslormeu ergriindete und gründlich in
Anwendung brachte.
Unter Fiesoliäs Schülern zeichneten sich Beuozzo Fiorentino,
Zanobio Strozzi, Domenico di Michelino und Gentile da Fabrianu
aus. Durch letzteren pilanzte sich Fiesole's Gefühl für VVahrheit
und Schönheit der Farben auf Jakob Bellini, von diesem auf Jo-
hann Bellini und Giorgione fort, und durch Titian wurde vollen-
det, was Angelico begonnen: die Trefilichkeit des Colorits.
S0 unähnlich die venetiunische Schule auch in anderer Hinsicht
mit Fiesolds XVerken ist, so steht sie doch durch das reinste aller
Elemente, durch das Licht, mit jenem heiligen" Maler in Zusam-
menhang, und verdankt ihm die erste Anregung zur Ausbildung
eines Theils der Iiunst, in welchem sie alle Schüler übertraf.
Piazzi berichtet in seiner storia degli uomini illustri, dass An-
gelico einen Bruder gehabt habe, der häufig mit geschickter Hand
die Bilder ausfuhrte, welche Angelico entwarf. Baldinucci zweifelt
indessen, 0b dieses Fiesolds Bruder, oder nicht vielmehr ein Or-
densbruder war. In der Handschrift, auf welche sich Baldinucci
bezieht, wird dieser Bruder Petri de Mugello genannt. Es ist übri-
gens wahrscheinlich hier von einem leiblichen Bruder die Rede;
denn Vasari gebraucht das VVurt lratcllo und nicht irate.
Angelico schmückte die Chorbiicher seines Klosters mit schönen.
Miniaturen, und malte Altarblätter iiir die Iiirche. Sein Ruf ver-
breitete sich bald so, dass ihn Cosmus von Medici nach Florenz
berief, um das Kloster St. DIarco mit weitläufigen Frescen zu ver-
zieren. Von diesen IvIalereien, die unsere höchste Aufmerksamkeit
verdienen, erwähnt Vasari blos des grossen Bildes, worauf er die
wiirdigsten Männer senes Ordens verhcrrlichte. Er stellte hier ei-
nen Baum vor, unter welchem St. Doininicus steht, und an des-
sen Aesten in runden Rahmen die Bildnisse seiner ausgezeichnet-
sten Nachfolger hängen. Auch im Iireuzgange, und fast über al-
len Thiiren und in den Höfen, so wie in vielen Zellen, auf den
obern Iilostergängen u. s. w. sind Bilder von Angelico.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen im obern Corridor die Ver-
kündigung Mariä und eine thronende Madonna mit vielen Heili-
gen; im untern Iireuzgange ein Cruzifix mit dem betenden Dome-
nicu und im Capitelsaal eine Anbetung des Iireuzes mit lebens-
grossen Figuren, die von diesem Künstler selten zu finden sind.
Angclicois Frescen in der von Nicolaus V. erbauten Kapelle des hl.
Laurentins im Vatikan sind das wichtigste Werk, welches Rom aus
der frühem Epoche der {lorentinischen Schule aufzuweisen hat.
Diese Bilder blieben lange ganz verborgen, bis sie in neuernTagen
der gelehrte Hofrath Hirt wieder auffand. Sie sind noch vollkommen
wohl erhalten und tragen den Charakter patriarchalischer Ehrwürdig-
keit und naiverEinfalt. In der Etruria pittrice sind Umrisse nach diesen
Gemälden. An den Wänden der nur 50 Palmen langen und 80 P.
breiten Kapelle sieht man in zwei Reihen übereinander Gegenstände
auS dem Leben der Ileiligen Stephanus und Laurentius. In den
beitlendbogten über dem Fenster und dem Eingange sind oben die
vier Kirchenvater, Augustinus, Ambrosius, Ilierqnymus und Gre-
gorius, _und unten die Heiligen Thomas von Aquin, Bonaventura,
iAthanasins und Johannes Chrisostonius, stehend vor Tabernackeln
vorgestellt. Einige dieser Figuren sind fast gänzlich zu Grunde