Volltext: A - Boe (Bd. 1)

Amerigi 
(lälerigi) , 
Angela. 
lNlichel 
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riickzukehren, war nothwendig, aber lVIerigi zwang sich selbst bis 
zu dem Unbedingten einer sklavisehen Nachahmung der Natur vor- 
zudringeil, da es ihm doch keineswegs an Tüchtigkeit gebraeh, 
auch für das wahrhaft Schöne und Bedcutungsvolle mitzuwirken. 
Seine Leidenschaft untergrub selbst seinen_ Geschmack, und mit 
Trotz verfolgte er nun eine neue, selbst gewählte Bahn, auf der er 
ein grosse Menge mit sich fortriss. Wo er in's Grosse arbeitete 
und einen Gegenstand wählte, der seine Einbildungskraft heftig 
ergriff, da iiberbot er sich selbst und ward in seinem VVerke un- 
förmlich, indem er, am Realen haltend, dann selbst die geistige 
Bedingung aller Erscheinungen übersah, und doch die genaueste 
Charakteristik erzielte. Wo er aber mit ruhigem Gemiithe und ohne 
Leidenschaft einen einfachen Gegenstand ergriff, da wird man so- 
wohl das künstlerische Talent in ihm ehren, als auch dem Erfolge  
der Leistungen seine Bewunderung schenken müssen. Nicht Schön- 
heit und Würde verachtete er an sich, sondern kämpfte fiir die 
VVahrheit und Natürlichkeit gegen die damals gültig gewordenen 
lrnaginanten, welche die Malerei gänzlich zu vernichten drohten; 
nur seine Nachahmer, ohne auf dem wieder gebalinten Weg zu 
der Höhe aufzuklimmen, verfielen in Gemeinheit. Hand Iiunst 
und Alterthunl in St. Petersburg I. 164-  
Amerigi malte Blumen und Früchte und dann oblonge Bilder mit 
halben Figuren, was nach ihm sehr in Aufnahme kam. Scenen 
des niedrigsten Lebens, und vornehmlich den Charakter von Be- 
triigern und Gaunern hat er mit viel nationeller Wahrheit und un- 
emeiner Lebendigkeit dargestellt, wie unter andern sein Gemälde, 
äer Spieler im Pallaste Sciarra; zeigt. Dagegen aber können seine 
religiösen Gegenstände, in welchen heilige Personen den Charakter 
des niedrigen Piibcls tragen, nur einen sehr unerfreulichen Ein- 
druck gewähren. VVenn wir beim Rafael bewundern, dass er selbst 
hässlichen und durch Krankheit cntstellten Gestalten, durch das Tiefe 
und Bedeutende des Ausdrucks und durch das Grosse und Edle des 
Styls gewisse Schönheit in der Darstellung zu geben wusste, so hat 
hingegen Carravaggio das Hässliche und Gemeine auch mit gemeinem 
Sinne aufgefasst; und dieser Vurwvurf trifft ihn gerade am meisten 
in dem Charakter seiner Bildungen bei der Darstellung edler Ge- 
genstände. Im Technischen hat Carravaggio ausgezeichnete Tüchtig- 
keit bewiesen; die Gegenstände treten in kräftiger Rundung und Mo- 
delliruilg hervor. Dabei ist er aber, obgleich man ihn als ein ent- 
gegengesetztes Extrem mit den lVlanieristen seiner Zeit betrachtete, 
ebenfa ls nicht frei von willkuhrhcher conventionellcr Manier. Vor- 
nehmlich verfiel er auf eine sehr erkiinstelte Beleuchtung, wie sie 
in einem eingeschlossenen, nur durch eine in der Höhe angebrachte 
Oeffnung erhellten Raum erscheint. Um diese nach der lilatur zu 
studiren, liess er sich ein solches Lokal zu seiner Werkstätte ein- 
richten, in dem die Wände noch ilberdem schwarz angestrichen 
waren, um von den Modellen wo möglich allen Reflex zu entfer- 
nen. Seine Gemälde erhielten dadurch eine sehr starke, lariiftige, 
aber keineswegs wahrhaft schöne Wirkung durch Farbe, sowie 
durch Licht- und Schattenmassen. In den Schatten ist Schwarz, 
in den Lokalfarben des Fleisches ein gelblicher Ton das Vorherr- 
sehende. In den früheren Arbeiten dieses Künstlers, in denen er 
51611 den Giorgione zum Muster genommen haben soll, und von 
denen sich mehrere in den römischen Gallerien befinden, ist ein 
mehr der Natur gemässes Golorit zu bemerken. Aber eben seine 
vorerwähnte spätere Manier in der Beleuchtung und Farbenwilj- 
kung War dasjenige, was ihm so grosse Bewunderung und zahlrei- 
ehe Nachahmer verschaffte. Selbst einige Künstler aus der Caf-
	        
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