lxultus.
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figen heilige Hühner mit ins Feld, aus deren Benehmen
beim Fressen der Augur den Willen der Gottheit zu
erkunden suchte (19, I3, I4).
Im übrigen begegnet uns im Gegensatze zu den ein-
fachen Einrichtungen des griechischen Priesterwesens in
Rom ein verwickelter Organismus von Priesterschaften.
Der grundlegende Gedanke der gesamten griechischen
Priestereinrichtuilgen, dafs jeder Tempel für sich eines
besonderen Hüters bedarf, findet sich in Rom nicht
durchgeführt, vielmehr steht hier die überwiegende Mehr-
zahl aller Tempel unter der Gesamtverwaltung eines
einzigen Priesterkollegiums, der Priesterschaft der Pon-
tifices, Während unter den wichtigeren Kulten nur drei,
die des Jupiter, des Mars und des Quirinus, ihre be-
Sonderen Priester in den Flamines majores (19, I, a) haben.
Der Dienst dieser Kultbeamten, der sehr strengen Vor-
schriften unterworfen war, hatte sich offenbar aus dem alten
Hausgottesdienste entwickelt. Nicht der Flamen, sondern
die Familie desselben vollzog die Opfer. Als ob der
Priester allein nur im stande wäre, die Männer der Ge-
Ineinde bei gottesdienstlichen Handlungen zu vertreten,
mufsten auch dessen Frau und Kinder gewissermaßen im
Namen der Bürgerinnen und Bürgerskinder an der Feier
teilnehmen. Die Dienstleistung insbesondere der Frau
schien für den Flamen so unentbehrlich, dafs in dem
Falle ihres Todes der Gatte sein Priesteramt niederlegen
mufste. Für die Priesterkinder konnten indes Sohn oder
Tochter aus anderen Familien, vorausgesetzt dal's ihnen
noch beide Eltern lebten, als Opfergehilfen, Camilli oder
Camillae, eintreten (17, 1, 6; 19, Eine ähnliche
Übertragung von Gebräuchen des Familienlebens auf den
öffentlichen Gottesdienst erkennen wir in dem Priester-
Ulme der sechs Vestalinnen; sie sind gewissermafsen die
Hausfrauen des Staates, indem sie das heilige Herdfeuer