Volltext: Textbuch zu Th. Schreibers kulturhistorischem Bilderatlas des klassischen Altertums ([Bd.1],Textbuch)

Kultus. 
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in welchem das Kultusbild stand. Säulen, ursprünglich 
aus Holz (zu 12, 1), später aus Marmor oder wohlfeileren 
Steinarten, stützten in grofserer oder geringerer Anzahl 
das Dach. Runde Tempel finden sich nur vereinzelt und 
in späterer Zeit. Bei gröfseren Tempeln finden wir 
hinter der eigentlichen Cella meist noch einen kleineren 
Raum, welcher zur Aufnahme von Weihgeschenken, kost- 
baren Tempelgeräten und sonstiger wertvoller Habe 
diente. Auch war bei gröfseren Bauten, welche zehn 
Säulen in der Front hatten, nach der Angabe des ro- 
mischen Architekten Vitruv zum Behufe der Beleuchtung 
eine Öffnung im Dache freigelassen (zu 10, 1). In der Regel 
aber erhielt der Tempel sein Licht nur durch die Ein- 
gangsthüre. An dem Hauptfeste des Gottes, das schon am 
frühen Morgen das Volk vor seinem Heiligtume versam- 
melte, warf die aufgehende Sonne ihr volles Licht durch 
die geöffnete grofse Tempelthüre hindurch auf das im 
Hintergründe des Raumes befindliche Götterbild. Denn, 
wie nach neueren Forschungen bestimmt anzunehmen ist, 
Waren die griechischen Tempel mit ihrer Eingangsseite 
nicht nur im allgemeinen nach Osten gerichtet, sondern 
genau nach dem Punkte, an Welchem gerade am Haupt- 
festtage des Gottes die Sonne sich über den Horizont 
erhob. In Rom legte man in alter Zeit die Eingangsthüre 
wohl im Anschlufs an den Ritus der bilderlosen Zeit 
nach Westen zu, damit der Priester, der das Gesicht 
beim Opfern dem Tempel zuwandte, in die aufgehende 
Sonne blickte; in späterer Zeit dagegen machte sich auch 
in bezug auf Tempelorientierung griechischer Einflufs 
geltend. 
Die Behütung des Tempels und die Sorge für 
die gewissenhafte Einhaltung des Rituals bei allen hei- 
ligen Handlungen lag den Priestern ob; sie waren zu- 
gleich Vermittler zwischen der Gemeinde, die dem 
Bernharcli, Textbuch zu Schreibers Bilderatlas. 6
	        
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