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Theaterwesen.
der Dioskuren gebildet. Auf anderen Marken finden
wir dagegen auf der Rückseite Baulichkeiten mit einer
Thüre dargestellt wie Fig. 11 und 12. Man pflegt die
bildlichen Darstellungen dieser Marken auf die Bühnen-
dekoration des aufzuführenden Stückes zu beziehen. In-
dessen War in der Kaiserzeit, welcher vermutlich diese
Marken sämtlich angehören, die Zahl der Festspiele eine
viel zu grofse, als dafs eine Neuanfertigung vieler Tau-
sende so mühsam gearbeiteter Marken für jeden einzelnen
Theatertag, geschweige denn für jedes Stück denkbar
Wäre. Waren doch in Rom schon zur Zeit des Augustus,
von aufsergewöhnlichen Veranlassungen abgesehen, allein
für regelmäßige Bühnenspiele jährlich sechsundsechzig
Tage vom frühen Morgen an bestimmt. Vielleicht ist
durch diese bildlichen Darstellungen vielmehr die Lage
der Eingangsthüre angedeutet, durch welche man zu dem
betreffenden Platze gelangte. Es War bei der ungeheuren
Menschenmasse, die zu verteilen War, und bei der Schmal-
heit der Treppen, die ein Hin- und Herwogen der ihren
Platz Aufsuchenden unmöglich machte, durchaus 130i-
wendig, dafs dem Besucher ein bestimmter Weg für
seinen Platz vorgeschrieben wurde. Im Havischen Amphi-
theater (29,4) waren aus demselben Grunde die Eingangs-
thüren numeriert. Übrigens vertreten häufig auch ein-
fachere Bleimarken die Stelle beinerner Tesseren.
Tafel.
I. Das aus der ersten römischen Kaiserzeit stammende
Theater von Aspendus ist von besonderer Wichtigkeit
Wegen der einzig dastehenden Erhaltung des Bühnen-
gebäudes in seiner ganzen Höhe. Die schräge Linie oben
an der Querwand des Seiteniiügels zeigt noch heute die