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Theaterwesen.
wenn der Schauspieler, wie es nach der Äufserung eines
Schriftstellers der Kaiserzeit thatsächlich vorkam, durch
einen Fehltritt oder eine andere ungeschickte Bewegung
auf der Bühne zu Falle kam. Jener Schriftsteller schil-
dert uns den lächerlichen Eindruck, den es machen
mufste, wenn ein tragischer Schauspieler, der eben noch
in seiner Königsrolle wegen seiner prächtigen Ausstattung
bewundert worden War, plötzlich hinstürzte, dabei seine
Gipsmaske in Stücke zerbrach, ihm das Gesicht blutig ge-
ritzt wurde und unter dem Prachtgewande sein ärmliches
Unterkleid und der mifsgestaltete Kothurn zum Vorschein
kamen. Stürmische Auftritte, besonders Kampfszenen,
waren daher im antiken Theater so gut wie ausge-
schlossen.
In den Stoffen der Komödie lag für eine solche
Erhöhung der menschlichen Gestalt keine Veranlassung
vor. Im drolligen Gegensatze zum tragischen Kostüme
gab vielmehr die unteritalische Posse und Wohl ebenso die
ältere attische Komödie ihren Figuren eine ins Komische
übertriebene Dicke, die durch eine breitere Maske ohne
jeden Aufsatz, ein mächtiges Leibpolster und ein sehr
kurzes Unterkleid, das die Beine um so dünner er-
scheinen liefs, erreicht wurde (5, 2, 6 u. Ein eng-
anschliefsender, auch Arme und Beine bedeckender tricot-
artiger Überzug hielt die Auspolsterungen am Körper fest.
Der Kothurn, der diese muntern Gesellen nur in ihren
lebhaften Bewegungen (5, 6, II, I3) gehindert hätte,
fiel natürlich ebenso wie beim Satyrspiel (3, 1) weg.
Auch Götter und Heroen erschienen in diesem komischen
Kostüm (5, 2, 6, 8), wie denn überhaupt die antike
Posse vor den ärgsten Verspottungen der Götter keines-
wegs zurückscheute (4, 1). Was die neuere Komödie be-
trifft, so unterschied sie sich, von den Masken abgesehen,
ihren dem bürgerlichen Leben entnommenen Stoffen ent-