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Theaterwesen.
weilen auch Masken, deren izwei Seiten verschieden-
artige Stimmungen zum Ausdrucke brachten, so dafs der
Schauspieler, um den Wechsel seiner Empfindung zu
veranschaulichen, sich nur nach einer andern Seite zu
wenden brauchte eine Einrichtung, die sich
für die Zwecke der Komödie trefflich verwerten liefs.
Zur weiteren Erklärung des Gebrauchs der Masken
mufs auch daran erinnert werden, dafs auf der alt-
griechischen Bühne, ebenso wie auf der shakespeareschen,
die Frauenrollen durch Männer gegeben wurden, sowie
dafs dem Dichter für sämtliche Rollen eines Stückes nur
drei Schauspieler zur Verfügung standen, so dafs oft der
eben abgetretene sofort in einer ganz verschiedenartigen
Rolle wieder auf der Bühne erscheinen mufste. Ohne
Anwendung der Masken wäre eine rasche Verwandlung
etwa einer Greisenrolle in eine Jünglings- oder Mädchen-
rolle kaum denkbar gewesen. Mit Hilfe der Masken aber
war dies in einem Augenblicke möglich. Denn man
brauchte aufser dem Wechsel der Maske nur noch etwa
eine Vertauschung des Oberkleides und der Abzeichen
vorzunehmen, um sofort wieder in einer andern Rolle
auftreten zu können. Ja, es war bei dieser Einrichtung
sogar möglich, dieselbe Rolle unter verschiedene Schau-
Spieler zu verteilen. In solchen Szenen nämlich, in welchen
eine stumme Rolle vorkam, konnte sich der Schauspieler
durch einen einfachen Statisten, der seine Verkleidung
übernahm, vertreten lassen. Dies war notwendig in
Fällen, wo die verfügbaren drei Schauspieler anderweit
beschäftigt waren, und empfahl sich wohl auch sonst,
damit die Kräfte der Schauspieler geschont würden.
Endlich kam der Gebrauch der Masken, soweit es
sich um die Tragödie handelte, einem Bedürfnisse entgegen,
welches in einer Vorstellung des hellenischen Volks-
glaubens wurzelte. In der Poesie nämlich wie in der