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Theaterwesen.
den Sitzreihen er eingehende Vorschriften giebt. Wir
wissen freilich nicht, in Welchem Umfange diese Gefäfse
thatsächlich zur Benutzung gekommen sind; nur in einigen
wenigen Theatern hat man im Zuschauerraume Nischen
gefunden, von denen man annehmen kann, dal's sie zur
Aufnahme einer solchen Einrichtung gedient haben.
Durch solche Veranstaltungen Wurden die Nachteile
einigermaßen ausgeglichen, die sich für das Vernehmbar-
werden des gesprochenen Wortes einerseits aus der
grofsen Ausdehnung des Zuschauerraumes, anderseits
aus dem Umstande ergaben, dafs derselbe völlig unbe-
deckt war.
Hingegen gelang es dem Altertume nicht, die Übel-
stände zu heben oder auch nur zu mildern, welche die
grofse Entfernung der Zuschauer von der Bühne für das
Auge mit sich brachte. Selbst die bevorzugten Mittel-
plätze der untersten Sitzstufen hatten von der Bühne einen
beträchtlichen Abstand; derselbe betrug z. B. im Dionysos-
theater zu Athen 23, in dem der Velia fast 24 Meter (2, 4),
in dem zu Myra sogar über 30. Das Verhältnis ver-
schlimmerte sich für die oberen Sitzreihen umsomehr, als
diese ja nicht wie im modernen Theater in Galerien
übereinander geschichtet waren, sondern in ununter-
brochener Folge hintereinander aufstiegen. So beträgt
die Sehweite für die letzten Plätze der obersten Galerie
im grofsen Pariser Opernhause 38 Meter, in dem alten
Theater zu Epidaurus aber von der obersten Sitzstufe aus
etwa das Doppelte, und in dem mäfsig grofsen Theater der
Velia doch 49 Meter (2, 4).
Aus diesen grofsen Entfernungen konnten gewisse
Einzelheiten der Vorgänge auf der Bühne von den Zu-
Schauern um so weniger genau verfolgt werden, als dem
Auge die Unterstützung durch konzentrierte Bühnen-
beleuchtung ebenso Wie durch Augengläser abging. Ins-