Städtebau.
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anlage fortliefen (57, r, 2). Auch benutzte man zuweilen
die Stadtmauer als Träger der Leitung (57, r) oder ver-
band die Aquädukte mit Brückenanlagen, die für den
Verkehr bestimmt Waren (57, 6). In der Stadt sammelte
man das Wasser zunächst in grofse Reservoirs, damit es
sich klärte und von hier aus in die kleineren Leitungs-
röhren verteilt würde. Diese Sammelbehälter erfüllten
zugleich die Aufgabe, die Luft zu kühlen und wurden
deshalb zu prächtigen Wasserschlössern (vgl. 53, I) aus-
gebaut, die in der heifsen Jahreszeit einen beliebten
Aufenthalt für müfsige Bürger bildeten. Grofsartig war
die Wassermenge, welche durch solche Werke den Städten
des römischen Kaiserreichs zugeführt wurde. Rom allein
besafs 19 Wasserleitungen; dem Teil derselben, der noch
in Thätigkeit ist, verdankt die Hauptstadt Italiens auch
heute noch ihren Wasserreichtum. Augustus allein hatte
in dieser Stadt 130 Wasserschlösser, dazu viele öffent-
liche Fontänen und mehrere hundert Bassins anlegen
lassen. Grofse Wassermengen erforderte die Unterhal-
tung der zahlreichen und ausgedehnten öffentlichen Bäder
(Taf. 58-60). Rechnen wir dazu den Bedarf der Privat-
häuser mit ihren in Gärten, im Atrium, Peristyl und
in anderen Räumen des Hauses springenden Fontänen
(54,4-6; 55,13,14), so erhalten wir annähernd eine
Vorstellung von der Verschwendung, welche in römischen
Städten mit Wasser getrieben wurde, aber auch von der
Annehmlichkeit, die der reiche Vorrat den Bewohnern
insbesondere in der heifsen Jahreszeit gewährte.
Für den ältesten Festungsbau bieten uns die Zwing-
burgen von Tiryns und Mykenä wohl erhaltene Beispiele.
Bereits in diesen vorhomerischen Bauten finden wir die
wichtigsten Grundsätze der griechisch-römischen Be-
festigungskunst angewendet. Eine möglichst geringe An-
zahl von Thoren unterbricht den Mauerzug: in beiden