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Städtebau.
in Form kreisrunder Hütten, die mit einem spitzen Stroh-
dache abschlossen. Das Urbild dieser Bauform War das
Zelt. Von dieser Form ging man zunächst zur ovalen
Hütte über, sobald es sich als nötig herausstellte, den
Bau durch Nebenräume zu erweitern. Die Form der
ursprünglichen Hütten kann man aus den Rundhütten
ersehen, die auf griechischem Boden auch später noch
als Wohnung von Hirten und im Gartenbaustil der
Alexandriner (53,9) eine Rolle spielten. Ein Fortschritt
über die ovale Hüttenform hinaus wurde durch das vier-
eckige Haus erreicht, welches man, wie uns alte italische
Hausurnen lehren, bald mit dem nach zwei Seiten hin
abfallenden Giebeldach (53,4, irgl. 95, 7), bald mit dem
Walmdach, das nach vier Seiten sich senkte (53, 5, vgl.
64,2), deckte. Eine grofse Thür und eine Maueröffnung
über derselben führten dem Hause Licht und Luft zu.
Als die Bevölkerung sich in Städten zusammendrängte,
nahm man zunächst wohl den für den Bauer unentbehr-
lich gewesenen Hof mit in die neue Wohnstätte hinüber.
Der Zuwachs der Bevölkerung mufste aber zu einer all-
mählichen Einschränkung des Bauplatzes führen. Um
dieser Notwendigkeit gerecht zu werden, verfuhren nun
die Italiker anders als die Griechen. Bei letzteren ging
das Megaron im Hofsysteme auf, die Italiker dagegen
liefsen gewissermaßen den Hof im Hause aufgehen,
indem sie in der Mitte des Daches eine gröfsere Öffnung
schufen, Welche dem Hause Licht und Luft zuführte und
es gleichsam in einen halbbedeckten Hof verwandelte.
Diese Konstruktion liefs sich beim Giebeldach nicht so
leicht wie beim Walmdach anwenden, ein Umstand, der
vielleicht mit zur Verdrängung des ersteren aus dem
System städtischer Wohnhäuser führte. Das Giebeldach
blieb fortan dem Tempelhause vorbehalten. Das Walm-
dach hatte freilich, wenn man seine ursprüngliche Form