Städtebau.
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der Eingangsseite zu, von wo aus das Regenwasser durch
einen Kanal abflofs. Vor der Mitte der Eingangsseite be-
fand sich eine aus einer gemauerten Grube bestehende
Opferstätte. Sie mufs für den Familienkult des Herrscher-
hauses eine hohe Bedeutung gehabt haben, da sie genau
in der Längenachse des Männersaals M liegt. Der letztere
befindet sich dem Thorbau schräg gegenüber in der
Mitte der andern Langseite des Hofes. Er ist: zugleich
der am. höchsten gelegene und der gröfste geschlossene
Raum des Palastes. Wir haben in ihm offenbar den
grofsen Familien- und Gesellschaftssaal, das Megaron
der homerischen Dichtung, Wieder zu erkennen, den
Raum, in welchem der Fürst an der Seite seiner Ge-
mahlin und seiner erwachsenen Söhne am Tage sich auf-
hielt, in Welchem er seine Gäste empfing und bewirtete
und die Edlen des Volkes zur Beratung versammelte.
Man stieg auf zwei die ganze Breite des Saalbaues ein-
nehmenden Stufen zunächst zu einer Vorhalle auf. Von
hier führten drei grofse doppelflügelige Thüren in eine
Art Vorsaal, von dem aus man durch einen Weiteren,
durch keine Thürflügel geschlossenen Eingang in den
eigentlichen Saal gelangte. Dieser mafs nicht ganz 12 m
in der Länge und 10 m in der Breite. Der Fufsboden
bestand, wie der der Vorhalle, aus einem guten Kalk-
estrich, der durch einfache geometrische Figuren in ver-
schiedenen Farben geschmückt war. Die Wände waren
in der Vorhalle durch Holz, im Hauptraum durch einen
Kalkputz verkleidet. Die Säulen des Gemaches bestanden,
wie die des ganzen Palastes, ebenfalls aus Holz. Ge-
deckt war der Raum mit einem platten horizontalen Dache.
Auf welche Weise ihm Licht zugeführt wurde, ist nicht
mit Sicherheit festzustellen. Möglicherweise war der durch
die vier Säulen begrenzte Raum basilikenartig über das
übrige Dach erhöht und liefs durch Öffnungen, die sich
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