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Theaterwesen
Weise das allmähliche Zurücktreten der Bedeutung des
Chores der Handlung der Bühne gegenüber zum Ausdruck
bringt. Seine älteste Form bildet einen die Gröfse eines
Halbkreises übersteigenden Kreisausschnitt. Die Ab-
schlufsmauern der Flügel liefs man entweder in der
Richtung der Radien laufen, so dafs die äußersten Sitze
der oberen Kreise dem Bühnengebäude näher waren
als die der unteren (26, 6), oder aber man schnitt die
hervortretenden Ecken der Flügel in der Weise ab, dal's
die Abschlufsmauern parallel zur Bühnenvorderwand
liefen (1, In beiden Fällen waren die Blicke der
Zuschauer, wenn sie gerade vor sich hinsahen, auf die
Orchestra gerichtet, welche ja im ältesten Drama den
Mittelpunkt der Handlung bildete, Während ein Teil des
Publikums die Vorgänge auf der Bühne nur ungenügend
verfolgen konnte. In römischer Zeit dagegen, wo die
Orchestra nach endgültiger Aufgabe des Chores ihre Be-
deutung vollständig eingebüfst hatte und deshalb mit zum
Zuschauerraume geschlagen wurde, fällt die über den
Halbkreis hinausgehende Verlängerung der Flügel weg
33,4).
Die Sitzreihen waren durch die in der Richtung der
Radien laufenden Treppen (1, 3; 2, 1 u. in keilförmige
Abschnitte und in den meisten Theatern aufserdem durch
Umgänge 2, x u. a.) in Stockwerke geteilt. Über
den obersten Sitzreihen liefen zuweilen noch Säulengänge
hin Die unterste Sitzreihe, die als die bevor-
zugteste galt, mufste sich einige Fufs über den Böden
der Orchestra erheben, damit die Blicke der hier Sitzen-
den über die Köpfe der Choreuten hinweg die Vorgänge
auf der Bühne verfolgen konnten.
Für die Bequemlichkeit des Sitzens war insofern
wenig gesorgt, als die Plätze der Rücklehnen ent-
behrten (2, 1 u. abgesehen von wenigen Ehren-