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Kriegswesen.
sich gegen den Pfeilregen deckend, auf den Feind zu, der
nur selten die Heranstürmenden erwartete und noch
seltener im Nahgefechte die Oberhand behielt.
Den Römern verbot schon die Eigenart ihrer natio-
nalen Angriffswaffe, des Pilum, den Fernkampf. Dieser
Wurfspeer (39, 8, 9,1I-13) bestand aus einem Holz-
schafte und einer langen mit ihm verbundenen eisernen
Klinge, deren Widerhaken dem Gegner ein Herausziehen
aus dem durchbohrten Schilde unmöglich machten. Auch
war das Geschofs so eingerichtet, dafs es, sobald es
einmal geschleudert war, nicht mehr gebraucht werden
konnte, indem entweder die Verbindung der Klinge mit
dem Schafte sich infolge des Wurfes lockerte oder das
weiche Eisen der Klinge sich verbog. Die Schwere
dieser Wurfwaife hinderte den Gebrauch aus der Ferne.
Es wurde in vollem Laufe in unmittelbarster Nähe des
Feindes abgeschleudert und die durch seine furchtbare
Wirkung in den Reihen der Feinde entstandene Ver-
wirrung sofort benutzt, um durch den Schwertangriff das
blutige Werk zu vollenden.
Im Vergleiche mit den Gewohnheiten der nordischen
Völker erforderte allerdings der Nahkampf, wie ihn die
Griechen und Römer übten, einen geringeren Mut. Ger-
manen und Gallier boten dem Feinde ihre Leiber fast
unbeschützt dar. Nur der Schild hielt die Streiche aus.
Griechen und Römer dagegen sehen wir, soweit wir
ihre Geschichte rückwärts verfolgen können, immer als
vollständig geharnischte Krieger in den Kampf ziehen.
Bei Homer haben die Hellenen als Schutzwaffen einen
Helm, der mit Nacken- und Wangenschirm versehen ist,
Brust- und Rückenpanzer, einen Leibschurz, Mitra
(38, I0), und Beinschienen. Diese Bewaffnung behielten
sie auch in späterer Zeit bei, nur dafs sie die Mitra
aufgaben und den Panzer meist dadurch erleichterten,