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Tafel
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Pensile, aus dem nach unten sich anschliefsenden Theater
und dem Platze für die Seegefechte. Das Ambulacrum
Pensile wurde durch Terrassen, die auf Gewölben und
Säulenhallen ruhten und in aufsteigende Sitzreihen über-
gingen, gebildet. Die Länge der Galerie War dem Durch-
messer des Theaters gleich. Letzteres War, wie die Nischen
der Szenenwand und die halbkreisförmige Gestalt des
Zuschauerraumes zeigen, nach römischen Bauregeln er-
richtet. Die Sitzreihen fanden ihren oberen Abschlufs in
einem Portikus mit 29 Bogen. Da man an verschiedenen
Pfeilern, die dem Portikus angehören, Namen von Män-
nern un'd Frauen geschrieben gefunden hat, nimmt man an,
dal's die Bögen als Logen für beide Geschlechter dienten.
Über dem Portikus erhQb sich, von diesem getragen,
noch ein weiterer Umgang. Auf der Aufsenseite desselben
waren viereckige Höhlungen für die Masten eingelassen,
welche das Zeltdach zu tragen hatten. An der Rück-
seite der Szenenwand waren in 3 Stockwerken überein-
ander breitere Säulenhallen angebaut; sie dienten offen-
bar für die Zuschauer bei Seegefechten, für welche sich
aufserdem auf dem gegenüberliegenden Ufer der Etsch,
wie die Abbildungen zeigen, hart über dem Wasser-
spiegel einige Sitzreihen erhoben. Von den Sitzreihen
des Theaters -und von dem Ambulacrum Pensile aus
konnte man infolge der Szenenwand den Schauplatz der
Seegefechte nicht übersehen. Zum Zwecke dieser Ge-
fechte War die Etsch als Bassin in der Weise verwendet,
dal's der Schauplatz an der schmalen Seite durch zwei
Brücken, den Pons Marmoreus, jetzt Ponte de 1a Pietra
genannt, und den jetzt zerstörten Pons Aemilius begrenzt
war. Die von Falkener herrührende Rekonstruktion
gründet sich aufdser auf geringe Reste, welche noch an
Ort und Stelle vorhanden sind, auf ältere Zeichnungen
und vereinzelte Nachrichten über die Gebäude.
Bernhardi, Textbuch zu Schreibers Bilderatlas. 14