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Spiele.
Mann aufgetreten sein. Freilich würde man irren, wenn
man die blutige Grausamkeit als den einzigen Beweg-
grund ansehen wollte, der das Volk zu diesen Schau-
stellungen strömen liefs. Man wollte sich auch bei
diesen Kämpfen an Thaten des Mutes, der Kraft und
Gewandtheit erfreuen und prüfte mit sachkundigem Blicke
die Vorteile, die bei vollendeter Ausbildung des Kämpfers
die verschiedenen Bewaffnungsarten im Ernstfalle boten.
Denn es traten Krieger aus aller Herren Ländern mit ihren
nationalen Waffen bewehrt in der Arena auf. Hier focht
der Skythe mit seinem kurzen Speere und Schilde, der
Germane mit dem langen Schwerte oder der Keule, der
in seinen Schuppenpanzer gehüllte Parther zu Pferde und
der Britannier auf seinem Streitwagen.
Daneben aber bilden sich gewisse feststehende
Typen der Bewaffnung heraus, die eigens für die Gla-
diatorenkämpfe bestimmt waren, wenngleich sie zum
Teile ebenfalls an nationale Gewohnheiten anknüpften.
Die beliebteste Zusammenstellung war die zweier
Schwerbewaffneten, von denen der eine mit einem langen,
den ganzen Körper bis zum Knie bedeckenden Schilde
bewehrt an die Kampfesweise der Samniten erinnerte,
während der andere den kürzeren Schild der Thraker
trug (28,34; 3o,i,4,lo). Die Vorzüge der beiden
Bewaffnungsarten mochten sich gegenseitig etwa auf-
heben. Denn die Frage, welche von beiden die gröfseren
Vorteile bot, beschäftigte Jahrhunderte lang das römische
Volk. Sie füllte die Lücken der alltäglichen Unterhaltung
aus und teilte die Zuschauer der Gladiatorenspiele in
die sich lebhaft befehdenden Parteien der "Langschildner"
und "Kurzschildner", ein Parteiunterschied, den manche
für wichtig genug ansahen, um ihn sogar auf Grabinschrif-
ten zur Charakterisierung der Verstorbenen mit zu ver-
merken. Der samnitische Gladiator, der als Gegner des