Volltext: Textbuch zu Th. Schreibers kulturhistorischem Bilderatlas des klassischen Altertums ([Bd.1],Textbuch)

Spiele. 
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eine neue der hellenischen Empfindungsweise ebenso 
wie der modernen im höchsten Grade widerstrebende 
Richtung. 
Die Sitte, zu Ehren angesehener Verstorbener Men- 
SChenopfer bei der Bestattungsfeier zu bringen, die von 
den meisten Völkern bei der Annahme einer höheren 
Bildung aufgegeben wurde, hatte sich bei dem Volke 
der Etrusker, der Nachbarn Roms, über seine Blütezeit 
hinaus lebendig erhalten. Nur pflegte man hier, um den 
Reiz der Leichenfeier zu erhöhen, die für das Opfer be- 
stimmten Kriegsgefangenen oder Verbrecher, anstatt sie 
einfach hinzuschlachten, paarweise miteinander auf Leben 
und Tod kämpfen zu lassen. Von diesem Lande oder 
auch von Kampanien aus kam der grausame Gebrauch 
dieser Gladiatorenkämpfe nach Rom, um hier einen. 
Schreckenerregenden Umfang anzunehmen. Es ist ein 
Verhängnis der Kulturgreschichte, dafs die edelsten Vor- 
lüge eines Volkes, sobald es den Höhepunkt seiner Ent- 
Wickelung überschritten hat, sich leicht in verwandte und 
aus ähnlichen Trieben hervorgehende Fehler umbilden. 
S0 artete im sinkenden Rom der kriegerische Sinn der 
Nation, durch den sie einst so Grofses geleistet hatte, in 
Wilde Lust am Blutvergiefsen aus. Der ursprüngliche 
Zusammenhang jener Menschenopfer mit dem Totenkultus 
Wurde zwar nicht vergessen  denn auch in späterer 
Zeit werden Gladiatorenkämpfe zu Ehren Verstorbener 
Veranstaltet  aber im Wesentlichen Wurde das auf- 
Tßgende Schauspiel der blutigen Kämpfe Selbstzweck und 
Von dem Volke seit dem Ausgange der Republik an 
Festen jeder Art in immer neuen Wiederholungen ge- 
fordert. Die Spielgeber überboten sich an Glanz der 
Ausstattung und Zahl der auftretenden Kämpferpaare. 
Schon Cäsar liefs einmal 320 Paare fechten; unter Trajan 
sollen bei einem einzigen Feste nicht weniger als roooo 
Bernhardi, Textbuch zu Schreibers Bilderaxlas. 11
	        
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