Tafel XIX.
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heit religiöse Tänze aufzuführen hatten, ist zwar nicht
durch schriftliche Quellen bezeugt, aber an sich nicht
unwahrscheinlich. Berichtet wird von einem Kalathiskos
(nicht Kalattiskos) genannten Tanze, bei welchem, wie
der Name sagt, ein Korb, Kalathos, eine gewisse Rolle
spielte. In den bildlichen Darstellungen, in Welchen
tanzende Mädchen korbähnliche Aufsätze auf dem Kopfe
tragen, haben wir vermutlich diese Art Tanz wieder zu
erkennen. Die Körbe sind als ursprünglich zur Vorstel-
lung der betreffenden Gottheit gehörig zu betrachten.
Denn die Tracht der priesterlichen Personen näherte sich
häufig der Tracht der Gottheit, welcher sie dienten.
In unseren Figuren haben wir eine Hierodule der Demeter
zu sehen, die häufig mit einem Kalathos dargestellt wird,
vgl. 14,2. Die beiden Goldblättchen sind nämlich in
einem beim alten Pantikapäum, dem jetzigen Kertsch, in
der Krim aufgedeckten Grabe einer Demeterpriesterin
unter anderen zum Schmucke ihres Priesterstaates ge-
hörigen Gegenständen gefunden worden. Das Blättchen
Fig. 2 war vermutlich auf den Stoff ihres Gewandes
aufgeheftet, das andere Fig. 4 diente als Ohrgehänge.
3. Eine nicht leicht zu deutende Darstellung. Rechts
sitzen im Freien zwei (männliche?) Figuren vor einem
Tische, der ebenso wie der darunter befindliche Korb
mit undeutlichen Gegenständen beladen ist. Der ältere
Mann davor hat wahrscheinlich das Tragtempelchen,
das seiner Breite nach für zwefGötterbilder bestimmt
zu sein scheint, mitgebracht und vermittelst der daran
befestigten Stange in die Erde gesteckt. Er hält mit der
rechten Hand eine Opferschale über den Tisch und trägt
in der linken ein Gefäfs für Weihwasser sowie
Zweige, die ihm als Weihwedel dienten. Er scheint in
einer gewissen Erregung zu beten. Die Beischrift 1.411010:
bezeichnet die Dasitzenden als Eingeweihte. Man hat