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verehrt und besafs einen Tempel auf dem Marsfelde.
Später lernten die Römer auf ihren asiatischen Feldzügen
eine kappadokische Mondgöttin kennen und nahmen von
Staats Wegen ihren Kult nach der Heimat herüber, indem
sie ihr den Namen der sabinischen Gottheit beilegten.
Die kappadokischen Priester liefen an den Festen der
Göttin unter rauschender Musik in schwarzer Gewandung
durch die Strafsen der Stadt und besprengten bei den
Opfern den Altar mit ihrem eigenen Blute, das sie durch
Selbstverwundung aus Armen oder Schenkeln gewonnen
hatten. Der Bellonapriester unseres Bildes ist in der
dazugehörigen Inschrift als Cistophoros, d. i. Korbträger
bezeichnet. In der That sehen Wir zu seinen Füfsen den
Korb mit dem Mondbilde stehen. In der Rechten hält
er einen Lorbeerzweig als Sprengwedel. Ein Kranz aus
demselben Laube bedeckt sein Haupt, und die Linke
trägt zwei doppelschneidige Streitäxte.
Tafel.
l_5. Die Ara pacis Augustae, ein grofser dem
pergamenischen 15, 2 ähnlicher Altarbau, zu welchem eine
freistehende Treppe hinaufführte, wurde am 4. Juli I3 v. Chr.
auf dem Marsfelde gegründet und vier Jahre später am
30. Januar geweiht. Die Darstellungen 1_3 gehören
wahrscheinlich einem Friese an, der sich um die eine
Seite des Altarbaues in der Richtung nach der Aufgangs-
treppe zu hinzog und dem auf der anderen Seite eine
ähnliche Prozessionsdarstellung entsprach. Es ist ein
Opferfestzug dargestellt. Die erste Tafel zeigt die vor-
dersten Teilnehmer an demselben, die bereits an ihrem
Ziele angelangt sind. Voraus geht ein Opferknabe,