Tafel XIII.
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Bei Anlegung von Festungsbauten pflegte man im Alter-
tume, WO die Bodenverhältnisse es gestatteten, so zu
verfahren, dafs der einzige Zugang möglichst dicht am
Fufse der Mauer von der rechten Seite zum Thore führte,
damit die dem letztern sich nähernden Angreifer mög-
lichst lange ihre unbeschildete rechte Seite den auf der
Mauer stehenden Verteidigern darboten. Dieser Zweck
konnte in noch höherem Grade durch Türme erreicht
werden, welche man an dieser Seite des Thores vor-
schob. Dies ist die ursprüngliche Bestimmung der Nike-
bastion, deren Anlage durch den auf dieser Seite weiter
vorspringenden Felsen begünstigt war. Vielleicht war
Schon in älterer Zeit hier ein heiliger Bezirk der sieg-
bringenden Athena, der Athena Nike, oder der unge-
flügelten Siegesgöttin, der Nike Apteros, wie sie im
Volksmunde genannt wurde. Gewifs war der Teil der
Befestigung, von dessen Verteidigung in erster Linie das
Schicksal der ganzen Burg abhing, ein sehr angemessener
Platz für die Verehrung gerade dieser Göttin. Das kleine
Tempelchen, dessen Bestandteile einst zum Baue einer
türkischen Batterie gedient hatten, wurde nach der Be-
freiung Griechenlands wieder aus denselben aufgebaut.
Die Propyläen haben ihre unregelmäßige Gestalt nicht!
durch Schuld ihres Baumeisters Mnesikles erhalten. Nach
dem ursprünglichen Plane sollte vielmehr der rechten
Vorhalle dieselbe Ausdehnung gegeben werden wie der
linken. Dies war aber nur möglich, wenn ein Stück
Von dem angrenzenden heiligen Bezirke der Brauronischen
Artemis für den Bau mit verwendet wurde. Wir haben
anzunehmen, dafs Mnesikles durch den Einspruch der
Priesterschaft, der dieser Bezirk anvertraut war, an der
Durchführung dieses Planes gehindert wurde und, anstatt
nun auch entsprechend die linke Halle zu verkürzen, in
der Hoffnung auf nachträgliche Beseitigung der Be-