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Theaterwesen.
vielfache Beziehungen zu dem ebenfalls durch seine
Wanderzüge berühmten Dionysos gebracht hatte, und
dessen Riesenkraft, wie die des Polyphem, ganz beson-
ders geeignet war, um an ihr die unbezwingliche Macht
des Weingottes zur Veranschaulichung zu bringen (4, i).
Indem durch solche Figuren das Satyrdrama einen heiteren
Charakter gewann, der bald in mafsvolleren Grenzen
sich hielt (3, I), bald nach der burleskeren Seite sich
ausbildete (4, I), War eine willkommene Ergänzung der
Tragödie geschaffen, die den herben Ernst des Daseins
inmitten der Festfreude allzusehr betonte.
Damit aber war die Reihe der dramatischen
Schöpfungen noch nicht geschlossen. Wie sich einst
aus den ernsteren Dithyramben die Tragödie entwickelt
hatte, so bildete sich aus scherzhaften Liedern in den
Strafsen schwärmender Festgenossen in jener Zeit des
regsten geistigen Lebens, das für Athen nach den glanz-
vollen Siegen der Perserkriege begann, eine neue Dramen-
gattung, die Komödie, d. h. Umzugsgesang, heraus, die
es sich zur Aufgabe machte, die politischen, sozialen und
litterarischen Fragen der unmittelbaren Gegenwart in
possenhafter dramatischer Beleuchtung zu zeigen. Leider
giebt uns über die Aufführung dieser Draniengattung
keine einzige bildliche Darstellung eine Aufklärung, was
umsomehr zu bedauern ist, als die Dichter derselben,
wie die erhaltenen Komödien beweisen, mit einer nie
wieder erreichten Fülle geistvollen Witzes und phan-
tastischer Gestaltungskraft ihrer Aufgabe gerecht zu wer-
den verstanden. Es begann nämlich schon gegen Ende
des peloponnesischen Krieges, noch ehe die Lust an
bildlicher Wiedergabe von Theaterszenen recht erwacht
War, die politische Komödie zugleich mit dem politischen
Leben Athens wieder zu erlöschen.
Umgekehrt haben sich aus einem, wie es scheint, haupt-