Tafel
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ein bescheidenes Heiligtum in der Altis gestanden, wel-
ches der Hauptgottheit der Kultstätte, dem olympischen
Zeus, gewidmet war. Indes ist jede Spur von diesem
Bau verschwunden. Der grofse Zeustempel Z und Fllgr. 5,
den unser Bild zeigt, ist erst unmittelbar nach den Perser-
kriegen in der Zeit des grofsartigen Aufschwunges helle-
nischer Macht und Bildung entstanden. Sollte er den
Vorschriften des Ritus entsprechend nach Osten orien-
tiert werden, so mufste man auf die herkömmliche und
naturgemäfse Anlage, die den Altar des Gottes in die
Längsachse des Tempels brachte, verzichten, da einer
Solchen Ansetzung der altehrwürdige Grabhügel des
Pelops im Wege stand. Indessen war in diesem Falle
eine Abweichung von der Regel um so weniger be-
denklich, als die Verehrung des olympischen Zeus von
jeher den Charakter eines bilderlosen Kultus trug. So
entschlofs man sich denn, für den neu zu errichtenden
Prachtbau den freien Raum im Süden der Altis zu be-
nutzen. Hier erhob er sich auf einer Tempelterrasse,
deren südlicher Abschlufs im Plane durch die mit der
Längsachrse des Tempels fast parallel laufende Linie be-
Zeichnet ist. Hierdurch und mit Hilfe der drei Unter-
Stufen wurde es erreicht, dafs der Fufsboden (Stylobat)
dieses Haupttempels wenigstens die gleiche Höhe erhielt
Wie der des Heraion, Welches am Fufse des Kronos-
hügels auf etwas ansteigendem Untergrunde lag. Die
Säulen des inneren Tempels trugen eine Empore, welche
den Umgang rings um die Cella ermöglichte. Dagegen
War im unteren Raume durch eine quer die Cella durch-
Schneidende Schranke, deren Ansätze, wie die Grundrisse
Zeigen, auch noch mehrere Säulen urnfafsten, der Zutritt
zum Raume des Götterbildes abgeschnitten. Der Stand-
ort des letzteren, des berühmten phidiasschen Gold-
elfenbeinbildes, ist in dem Plane durch das schraffierte