Tafel XI.
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Labrandeus Fig. 10 ist durch ein Gewand umhüllt; doch
ist aufserdem der gröfste Teil des Leibes sowie die an-
gesetzten Arme mit heiligen Binden kreuzweise um-
wickelt. Bei der Artemis scheinen nur die Arme mit
Binden umwunden, die ebenso wie die des
randeus auf den Boden herabhängen und in
Troddeln enden. Beide Gottheiten haben
Zeus Lab-
dreiteilige
außerdem
einen cylindrischen Kopfaufsatz, den Polos; hinterdem
Kopfe der Artemis ist ein Schleier oder scheibe-nartiger
Zierat angebracht, der auf dem Täfelchen 12,2 etwas
abweichend gebildet ist. Alle drei Darstellungen stam-
men aus der römischen Kaiserzeit und sind ein Beweis
für die Hartnäckigkeit, mit der man an der einmal über-
lieferten Form eines Kultbildes festzuhalten pflegte. Die
Athena des ehernen Hauses (Chalkioikos) hat ihren Bei-
namen von ihrem mit ehernen Platten beschlagenen Tem-
pel. Es ist derselbe, in welchem der spartanische König
Pausanias seinen Tod fand. Die ephesische Artemis und
Zeus Labrandeus Waren ursprünglich asiatische Gottheiten,
jene eine Naturgöttin, dieser ein Gott des Krieges.
II. Links das eigentliche von einem Firstschmucke
gekrönte Tempelhaus, an welches sich der geräumige,
von einem Säulengange umgebene und mit einer Vorhalle
versehene Tempelhof anschliefst. In der Mitte des Hofes
das durch ein besonderes Gitter eingefafste hohe konische
Bätyl. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die Schmalseite
des Hofes mit der Vorhalle an der Hinterseite des
Tempels liegend zu denken ist, so dafs er von diesem
aus vermittelst der Treppe zugänglich sein würde. Der
Künstler konnte leicht durch Rücksicht auf Deutlichkeit
und Ausnutzung des Raumes veranlafst sein, die Lage
des Hofes auf dem Bilde zu ändern. Am Eingange des
Tempelhauses scheint eine Räucherpfanne zu stehen.
I2. Ein völlig unbearbeitetes Bätyl, als Idol des