Volltext: Textbuch zu Th. Schreibers kulturhistorischem Bilderatlas des klassischen Altertums ([Bd.1],Textbuch)

Theaterwesen. 
spieler hinzu, Sophokles aber erhöhte die Zahl auf drei, 
eine Zahl, mit der sich das griechische Theater für alle 
Zeiten begnügt hat.  
Schon vor diesen letzten Neuerungen hatte die ent- 
stehende Tragödie in ihren Vorwürfen sich von den 
engen Fesseln der Bacchussage losgelöst und nach und 
nach alle Götter- und Heroenmythen, die das Epos vor- 
bildlich gestaltet hatte, soweit sie für ihre Zwecke brauch- 
bar waren, in den Kreis ihrer Stoffe hineingezogen. So 
mufste denn auch die ursprüngliche Satyrtracht des Chores 
anderen Verkleidungen weichen, wie es der Vorwurf 
der" Fabel mit sich brachte. Der Chor mufste sich eben 
den handelnden Personen anpassen: spielten Götter die 
Hauptrolle, so empfahl es sich, ihn aus Gottheiten nie- 
deren Ranges bestehen zu lassen; den Fürsten gab man 
gern Bürger im Friedens- oder Kriegskleide, fürstlichen 
Frauen Dienerinnen bei. 
Weil jedoch der fromme Sinn des Volkes sich 
scheute, durch Aufgeben einmal feststehender Kultge- 
bräuche die Gottheit zu beleidigen, behielt man auch 
die alten Satyrchöre bei, indem man unter Benutzung 
der einmal gewonnenen dramatischen Kunst ein beson- 
deres Spiel, das sogenannte Satyrdrama, herausbildete, 
in Welchem umgekehrt die handelnden Personen sich den 
Choreuten des ein für allemal feststehenden Chores ihrem 
Charakter nach anpassen mufsten. So bewegte sich denn 
die Handlung dieser Dramengattung in dem Kreise der 
dem Weingotte nahestehenden Wesen. Der dickbäuchige, 
glatzköpfige alte Silen, auch Papposilen genannt, den die 
Kunst, weil er ein so grofser Freund des Weinschlauches 
war, selbst wie einen Weinschlauch bildete  3, 1; 
5,12), spielte hier eine wichtige Rolle. Neben ihm 
finden wir unter anderen den Herkules vertreten (3, I; 
 den wandernden Heros, den die Volkssage in 
1'?
	        
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