Volltext: Landschaftsalbum der Dresdner Gallerie

Adriaen 
VELII 
den 
Velde, 
geboren zu Amsterdam 1639, 
gestorben ebendaselbst den 21. 
Januar 1672. 
Er war der Sohn eines nicht unbedeutenden Malers, Willem van den Velde des Aelteren, von welchem 
er ebeusowohl als sein Bruder Willem van den Velde der Jüngere, den ersten Unterricht in der Kunst erhielt. Adriaen 
zeigte bald ein ausgezeichnetes Talent für Figurem, Thier- und Landschaftsmalerei, während sein Bruder Willem 
später durch seine vortrefflichen Marinebilder berühmt wurde. Sein Vater gab ihn zeitig zu Jan YVynauts in die 
Lehre, wo er bald dem trefflichen Meister Ehre machte. Hier lernte er Ph Wouverman kennen, der oft die WVerke ihres 
gemeinsamen Meisters mit Figuren und 'l'hieren stafiirte. Adriaen machte sich dies Beispiel so vortrefflich zu 
nutze, dass er bald den Mitschüler ersetzte und in den Thieren, besonders Rindvieh und Schafen, sogar übertraf. 
Die Gallerie besitzt in dem Bilde von ihm, welches ein Schlittsehuhlaufen auf einem gefrornen Stadtgraben 
vorstellt, einen Beweis, wie vortrefflich er Figuren malte, und dass er sie selbst in einer Grösse, welche- die ge- 
wöhnliche Staffage weit übersteigt, mit vollendeter Meisterschaft behandelte, ist aus der vortredliehen Ilalbfigur 
eines trinkenden Mädchens, ebenfalls in unserer Gallerie, ersichtlich. Dies Bild wird von Kennern in der Regel 
für Gabriel Metzu gehalten, mit welchem Meister die Art der Behandlung allerdings grosse Aehnlichkeit hat, ist 
aber ganz authentisch bezeichnet A. v. Velde 1661. 
Auch das hier in der Radirung vorliegrende Bild galt bisher für Jan Wynants und nur die Staffage als 
von Adriaen van den Velde, obgleich die Behandlung ganz entschieden von derjenigen des Miynants abweicht und 
ausserdem die vollkommen ächte Bezeichnung A. v. Velde auf dem vorliegenden Baumstainme es unzweifelhaft als 
Werk Adriaens bestätigt. Auch die Ruinen, welche den Mittelgrund bilden, gehören zu den Lieblingsgegenstandeil 
Adrians und sind Erinnerungen aus Italien, die er frei mit andern landschaftlichen Motiven zu einem Bilde verband. 
Leider ist die Erhaltung dieses schönen Bildes nicht so gut, wie bei den andern Werken dieses Meisters, welche 
unsere Gallerie besitzt. 
Adriaen van den Velde staffirte die Bilder der meisten seiner berühmten Zeitgenossen und malte ver- 
hältnissmassig viele Bilder bei der kurzen Dauer seines Lebens, und seiner zarten Gesundheit, welche ihn nur 
38 Jahre alt werden liess. Seinen Bildern sieht man das tiefe und treue Natrustudium an, welches auch den 
unbedeutendsten Aufgaben unter seiner Hand Leben und Interesse verleiht. Als sein einziger Schüler wird Dirk 
van Bergen genannt, der aber den Meister nicht erreichte. Zu bemerken bleibt noch, dass man zwar gewöhnt ist, 
den Maler Adriaen van den Velde zu nennen, wie es insbesondere seine Landsleute thnn, während doch alle Be- 
zeichnungen seiner Bilder, die mir bekannt sind, nur A. v. Velde, mithin Adriaen van Velde lauten.
	        
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