Claude
Gelläe
oder
Gilläe,
genannt
Claude
Lorrain.
1600 zu Schloss Ohamagne (in der Diöcese Toul,
an den Ufern der Mosel gelegen),
gestorben zu Rom den 21. Nov.
Nach Baldinuccils Lebensbeschreibung, welche auf Mittheilung eines Neffen Claudeis beruht, war er nicht
Pastetenbäckerlehrling, sondern besuchte, nachdem er mit 12 Jahren zur Waise geworden, zuerst seinen älteren
Bruder, einen geschickten Holzschneider, i!) Freiburg im Breisgau, der ihn zum Zeichnen von Ornamenten und
Nebensachen brauchte. Später kam er nach Rom, mit einem Verwandten, der Spitzenhändler war, und trat in
Neapel bei einem Cölner Maler, Gottfried Walls in die Lehre. Mehr noch scheint er bei Agostino Tassi in Rom
gelernt zu haben, von wo er noch einmal in sein Vaterland zurückkehrte. In1 Jahre 1627 kam er jedoch wieder
nach Rom und malte zwei Bilder für den Cardinal Bentivoglio, welche seinen Ruf für immer gründeten und ihm
die PYOWCÜOTI PüPSt Urban VIH- VePSChafTTen. Von der Zeit an wurden seine Bilder von aller Welt gesucht, hoch
geschätzt und bezahlt, und er selber mit Ehren und Reichthum überhäuft.
Ein noch im Besitze der Familie der Herzöge von Devonshire vorhandenes Buch mit Handzeichnungen der
meisten Seiner Bilder von Claude's eigner Hand, berühmt unter dem Titel: Liber vcritatis, giebt eine sichere Kunde
über seine authentischen Werke.
Die Figuren lieSS er Sieh gewöhnlich von anderen Künstlern malen, und man nennt als solche, Filippo
Lauri, Jan Miel, Jaques Courtois und Francesco Allegrini. Schüler hat er ausser Giovanni Domenico Romano,
der ihn mit Undank lohnte, nicht gehabt-
Unser Bild zeigt in einer schönen weiten Landschaft im heroischen Styl, die Flucht irach Aegypten als
Motiv der Staflage im Mittelgrunde, vom Hirten mit Vieh. Es ist bezeichnet Claude Gelee Roma 1667, mithin
in seinem 67. Jahre gemalt und darf mit Recht als eins seiner schönsten Werke betrachtet werden. Die hoch-
poetische Composition des Bildes ist durch eine unübertreflliche Schönheit der Durchführung in allen Einzelheiten
auf's trelflichste unterstützt, während eine leuchtende und doch bescheidene Färbung dem Beschauer den vollen
Eindruck der Natur hervorruft.
Gestochen von Gmelin, neuerdings Voll C. Krüger in bedeutender Grösse radirt.