Periode.
Zweite
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WVirren und das Bedürfniss der Sicherung zurückdeutend, in den zierlichen
Arkadenfenstern der Obergeschosse das Behagen des also gesicherten Da-
seins bezeichnend. Einige noch übergangsartig behandelte Paläste, wie
der Palast Guinigi zu Luoca, der Palast del Podeste" zu Orvieto, der
Palast del Comune zu Perugia, bezeichnen die Epoche des 13. Jahr-
hunderts, der im folgenden die vorzüglich glänzende Entwickelung folgt.
Oberitalien zeigt in einigen schon (I, S. 542) genannten Gebäuden,
welche im Uebergange zwischen romanischer und gothischer Behandlung
stehen, in den gothischen Formen den Eintritt der nordischen Fremd-
form. S. Andrea zu Vercelli und besonders der Dom von Asti kom-
men in ihren gothisirenden Theilen für dies Verhältniss besonders in
Betracht. Noch mehr die Facade des Domes von Genua, welche eine
unmittelbare Einwirkung französischer Muster, doch unter dem gleichzei-
tigen Einfluss toskanischer Behandhmgsweise, erkennen lässt.
In Venedig erscheinen an S. Maria de'Frari (seit 1250, an-
geblich nach einem Plan des Nicola Pisano gebaut) und an S. Giovanni
e Paolo (angeblich von Schülern dieses Meisters ausgeführt) die Beispiele
frühgothisehen Säulenbaues, wobei sich dem aus Frankreich überkomme-
nen Motiv Einzelheiten italienischer Behandlung zugesellen; bei der ersten
in einer strengeren, bei der zweiten in einer freieren Gesammtfassung.
Des Festhaltens der Elemente des Romanismus im Mailändischen,
der nur zögernd eintretenden gothisirenden Behandlung, der Hauptbei-
spiele solcher Richtung ist bereits (I, S. 543) gedacht. Entschiedener
gothisches Element tritt bei einigen andern Monumenten hinzu: bei der
Augustinerkirche und bei S. Francesco zu Pavia, bei dem Dome von
Vicenza, bei S. Eufemia und S. Nazario zu Verona, u. s. w.
Die vorzüglich bedeutenden und eigenthümlich ausgeprägten Werke
der oberitalienisehen rärchitektur dieser Epoche bestehen in öffentlichen
städtischen Palästen, Urkunden der selbstbewussten Blüthe, der freien
Entfaltung des lombardischen Städtelebens. Im charakteristischen Gegen-
satz gegen die kastellartige Abgeschlossenheit der toskanischen Paläste
bilden sie im Erdgeschoss einen durch starke Pfeilerarkaden rings geöff-
neten weiten und schattigen Versammlungsraum, während die Säle des
Obergeschosses mit prachtvoll ausgestatteten Arkadenfenstern versehen zu
sein püegen. Die künstlerischen Formen sind auch hier, für die Zeit des
13. Jahrhunderts, wesentlich noch die des Ueberg-anges vom Romanismus
zur Gothik, die Pfeilerarkaden in spitzbogiger, die Fenster in rundbogiger
Form, die letzteren gern durch die im Oberbau zumeist angewandte Zie-
geltechnik, mit reichster Musterung versehen. Strengere und schliehtere
Beispiele sind der sogen. Broletto zu Monza und der zu Oomo. Ein
höchst ausgezeichnetelyin glänzender Würde durchgebildeter Bau ist der
Palazzo pubblico zu Piacenza, seit 1281. Aehnlich, doch einfacher
behandelt, der Palazzo pubblico zu Crernona: in bestimmter ausgespro-
chener Gothik, wiederum mit reichstem Formenschmuck, die dortige „Casa
delle finanze" oder „Gerichtshalle"). Andres aus späterer Zeit.
Daneben sind einige Fürstliche Residenzen zu erwähnen. Namentlich