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gothischen Styles.
Die Kunst des
Der Dom zu Arezzo, angeblich nach einem Plan desselben Meisters
gebaut, doch erst in der Spätzeit des Jahrhunderts beendet, hat im In-
nenbau, bei ebenfalls schlichter Behandlung, eine vorzüglich reine und
würdige Entfaltung des gothischen Systems. Aehnlich, doch in nochmehr
vereinfachter Formenbildung die Seit 1273 erbaute (um 1566 aber im
Innern wesentlich umgestaltete) Dominikanerkirche S. Maria Novella
zu Florenz. Auch die weniger bedeutende Kirche S. Domenico zu
Prato schliesst sich dieser Richtung an. Die (modernisirte) Kirche
S. Trinitä in Florenz, um 1250 nach dem Plane des Nicola Pisano
gebaut, zeigt die letztere zur trockenen Strenge umgewandelt.
Wesentlich abweichend ist der Prachtbau des Domes von Siena,
aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Es ist ein romanisirender Pfei-
ler-Gewölbebau, der in der Gliederung der Pfeiler, in den leichten Ver-
hältnissen mehr nur eine Andeutung der Gothik enthält, in der Fenster-
form das Gesetz der letzteren bestimmter ausprägt. Ueber der Durch-
schneidung der Schiffe erhebt sich, ebenfalls nach romanischer Ueberlieferung
und in sehr eigner Anlage, eine Kuppel; der im Inneren durchgehende
Wechsel weisser und dunkler Marmorschichten, in auffälligem Widerspruch
mit gothischem Formengefüge, ist ebenfalls romanische Reminiscenz. Die
Westfacade (seit 1284) gilt als ein Werk des Bildhauers Giovanni Pi-
sano; sie hat gleichfalls die aus dem Romanismus dortiger Gegend über-
kommene Austheilung, aber in kräftig schmuckreicher Weise nach g0thi-
schem Gesetz zumeist dem der französischen Gothik vergleichbar
durchgebildet, mit Säulenportalen, Galerieen, grossen Rundfenstern und
aufsteigenden Giebeln. (Andre Theile des Domes sind jünger.) Die
benachbarte Kirche von S. Quirico zeigt eine ähnliche Portalbehand-
lung; (1288). Der Dom von Orvietol seit 1290 erbaut, seit 1310
durch Lorenzo Maitani fortgeführt, im Innern eine überwiegend roma-
nische Säulenbasilika, hat ein Nachbild jener Facade, deren energische
Bildungen hier jedoch durchweg auf eine zarter dekorative Behandlung
zurückgeführt sind, überall zur feinen Einrahmung der Sculpturen und
Mosaiken, welche die Einzeltheile der Facade füllen, umgestaltet.
Es reihen sich, in verwandter Richtung, andre bauliche Werke des
ebengenannten Giovanni Pisano an: die stattliche Halle des Campo Santo
zu Pisa (1283), das dortige Kirchlein S. Maria della Spina, mit glänzend
dekorativer Ausstattung des Aeusseren, der Ausbau des Domes von Prato,
die Kirche S. Domenico zu Perugia; (hieven in dem vorhandenen Bau
der viereckige Ohorraum.)
Wiederum eine andre Richtung entwickelt sich in Florenz mit dem
Ausgange des Jahrhunderts, in der umfassenden Thätigkeit des dortigen
Meisters Arnolfo di Oambio. Ihre Besprechung ist indess, da sie
die Bestrebungen des 14. Jahrhunderts einleitet, der folgenden Periode
vorzubehalten.
Gleichzeitig beginnt in der toskanischen Architektur die künstlerische
Gestaltung eines mächtigen Palastbaues. Es sind feste Steinhäuser,
in ihrem fast kastcllartigen Gepräge auf" eine Zeit vielfacher städtischer
1 Denkmäler der Kunst,