Zweite Periode.
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Ueber p ortugiesis ehe
hunderts angehören dürften,
Bauten, welche der Frühgothik des 12,
liegt bis jetzt Nichts vor.
Jahr-
talien.
In Italien, in verschiedenen Punkten des Landes, machen sich die
Versuche zur Einführung des gothisehen Systems schon mit der Frühzeit
des 13. Jahrhunderts bemerklich. Aber es ist bereits (I, S. 540) darauf
hingedeutet worden, dass hier der Romanismus sein Feld mit zäher Ener-
gie behauptete. Nicht nur ward (wie z. B. in Deutschland) längere Zeit
hindurch zur Seite der gothischen Versuche in romanischen Stylformen
gebaut; nicht nur ward (wie z. B. in England) die räumliche Grundstim-
mung der romanischen Epoche gewahrt und den gothischen Elementen
mehr nur in der Fülle der Einzelfcrnien ihr Recht angethan; auch die
wirkliche Composition des Baues, dessen Meister sich der Gothik zuzu-
wenden scheint, ist häulig die überlieferte romanische, während nur diese
oder jene Motive der Detailbehandlung, der Gliederung, der schmücken-
den Zuthat den Anschluss an den gothischen Zeitgeschmack bekunden.
Es entstehen hiedurch Mischformen, die in der That ebenso gut dem R0-
manismus wie der Gothik zugezählt werden können und bei denen nur
der überwiegende geistige Zug, Dasjenige, was der eigentlich künst-
lerischen Beseelung des Werkes angehört, den Ausschlag für die Classi-
ficirung desselben nach der einen oder der andern Seite zu geben vermag.
Das 13. Jahrhundert hat eigenthümlich merkwürdige Werke der Art, bei
denen der bewegende Hauch im Sinne der Gothik über die romanische
Grundform ergossen ist. Das dekorative Element erscheint somit auch
hier, und völlig überwiegend, als das der Natur dieser Verhältnisse ge-
mäss Entscheidende; aber es entfaltet sich, auf der ruhig schlichten Ge-
messenheit der gegebenen Grundformen, selbst in vorherrschend klaren
Grundzügen, denen sich das zierliche Spiel des Einzelnen ebenso gemes-
sen einreiht.
An sich erscheinen die Leistungen der italienischen Frühgothik nach
-den verschiedenen Districten des Landes, nach den Lokalschulen, nach
der Richtung der einzelnen Meister, deren Individualität unter solchen
Umständen wesentlich mit in's Gewicht fallen musste, sehr verschieden.
Zunächst sind die Gruppen der toskanischen Monumente von Be-
ideutung. Hier tritt der gothische Styl mit einem Bauwerke von gewich-
tiger Bedeutung ein, mit der Kirche S. Francesco zu Assisi (1228 bis
1253), der Mutterkirche des auch für die baugeschichtliche Entwickelung
:so einiiussreichen Franciskanerordens. Sie besteht aus einer geräumigen,
noch übergangsartig behandelten Unterkirche und aus einem Oberbau,
welcher das gothische System in strenger und klarer Entwickelung, im
Aeusseren in einfach massenhaftem Charakter und mit schlichter Bach
geneigter Bedachung (nach der üblichen Bauart des Südens) zeigt. Der
erste Meister des Baues war ein Deutscher, Jacobus; der zur Zeit des
Beginnes noch gänzlich unentwickelte Zustand der Gothik in Deutschland
verstattet es aber nicht, das System von dort herzuleiten.