Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Styles. 
Die Kunst des gothischen 
Die Schlosskapelle zu Ratibor zeigt den frühgcthischen Styl in zier- 
lich graziöser Durchbildung. Ausser ihr werden die dortige Dominikaner- 
kirche, die Minoritenkirche zu Troppau, mehrere kirchliche Gebäude zu 
Beuthen ebenfalls noch als Werke des 13. Jahrhunderts bezeichnet.  
Von der Uebertragung gothischer Stylform in die Lande polnischer 
Herrschaft ist bis jetzt im Ganzen wenig bekannt. Die (unlängst sehr 
beschädigte) Dominikanerkirche zu Krakau zeigt in ihren älteren Theilen 
eine Wiederholung der bei der Dominikanerkirche zu Breslau. angewand- 
ten Ausstattung.  
Die 
britischen 
Lande 
In England machten sich die Versuche zur Aneignung gothischer 
Stylform, nachdem die ältere Uebertragung derselben am Chore von Can- 
terbury noch ohne eingreifenden Erfolg gewesen war, schon mit dem  
Anfange des 13. Jahrhunderts bemerklich, in sehr umfassendem Maasse 
seit der Zeit um den Beginn des zweiten Viertels. Doch war der Natio- 
nalcharakter einer Aufnahme des Systems in seinen grossen Consequenzen 
(nach dem französischen Muster), einer auch nur bedingten, fester in sich 
abgeschlossenen Gestaltung dieser Oonsequenzen (wie in Deutschland) 
entgegen; er führte zu einer im Wesentlichen nur dekorativen Verwen- 
dung des neuen Elements, die, allerdings zwar sehr reichlich, sehr eigen- 
thümlich und in nationell charakteristischer Weise durchgebildet, der 
englischen Gothik von vornherein das Gepräge einer spielenden Abart giebt. 
Man hielt, mehr als anderwärts, an dem Grundgehalte der romani- 
schen Tradition fest, sowohl an ihrer räumlichen Fassung, als an der 
in ihr so überschwänglich bethätigten dekorativen Richtung. Man verband 
mit einer stets gesteigerten Nüchternheit der räumlichen Anordnung gern 
eine überreiche Einzelgliederung, eine eben so reiche schmückende Zu- 
that; man entsagte, diesem Detail die grössere Sorge zuwendend, gern 
den machtvollen Dimensionen, welche namentlich für das französische 
System von vornherein eine so wesentliche Bedeutung haben.  Die 
kirchlichen Räume sind, wie früher, insgemein langgestreckt, gerade ab- 
schliessend, bei bedeutungsvollen Denkmalen in der Ohorpartie zumeist 
mit einem zweiten Querschiif versehen, welches, dem Hauptquerschiü in 
seinen Dimensionen untergeordnet, eine Art .von Vorbereitung für den 
einfachen Ausgang der räumlichen Bewegung giebt. Eigenthümlieh ist 
dabei die Anlage einer ebenfalls gestreckt oblongen Kapelle (der "Lady- 
chapel"), die sich der Ostseite des Chores anzuschliessen pfiegt. Die 
Höhenverhältmsse des Aufbaues, welcher zwar das überkommene Gesetz 
der Höhengruppirung des Basilikensystems bis auf sehr wenige Ausnahmen 
beibehält, sind gering; die formale Durchbildung des aufstrebenden Ele- 
ments fehlt fast ganz. Im Romanismus hatte man sich für die Hochräume 
fast durchgehend mit einer Holzdecke begnügt; diese blieb auch bei Ein- 
führung des gothischen Systems nicht ganz ohne Nachfolge und gab in 
den späteren Epochen zu sehr eigenthümlichen Entwickelungen Anlass, 
Zunächst nahm man statt ihrer in den meisten Fällen allerdings das 
spitzbogige Kreuzgewölbe an, aber man setzte seine Gliederung mit der
	        
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