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VIII.
K39
Kunstbestrebungen
Die
der
Gegenwart.
Historienmaler, der derb realistische Andreas Achenbach und sein
tief poetischer Bruder Oswald Achenbach, der sinnige A. Weber
und die energischen Norweger Gude und Leu an Begabung hervor.
In München zählen Christian Morgenstern, Heinrich Heinlein, A.
Zimmermann, Schleich zu den tüchtigsten Meistern der Gattung; in Berlin
waren der frühverstorbene Blechen und Bönisch Vertreter einer feinen
liebevollen Darstellung des Naturlebens; neuerdings gehören der sinnige
Riefstahl, der in Alpenlandschaften vorzügliche E. Pape, der glänzend
kecke Virtuose Oh. Hoguet und der begabte, aber in raffinirtem Ha-
schen nach blendenden Lichteffekten sich nur zu sehr gefallende Ed.
Hildebrandt zu den namhaftesten Künstlern des Faches. Bei den
Franzosen bildete Watelet den Uebergang zu einer feineren Beobach-
tung und wahreren Darstellung der Natur; den ernsten, hohen, idealen
Styl der Landschaft vertritt fast ausschliesslich Jean Paul Flandrin.
Als glänzende Seemaler sind Gudin, Lepoittevin und Jsabey zu
nennen. Fast alle übrigen Landschafter haben sich, Theodor Rousseau
an der Spitze, einem rückhaltlosen Naturalismus überlassen, der überwie-
gend darauf ausgeht, die Lichtwirkungen, das allgemeine Moment der
„Stimmung" in grossen Zügen und mit glänzender Farbenbehandlung zu
schildern. Paul Huet, Frangais, C. Flers, L. Cabat, Jules Andre,
Dupre und viele Andere sind in dieser Richtung thätig und wissen mit
grossem Effekt oft eine poetische Empfindung zu verbinden. Allein dieser
Weg ist ein abschüssigcr; er hat zur Vernachlässigung der Linien, des
plastischen Elements, ja zur vollen Trivialität und Hässlichkeit geführt;
und selbst in Deutschland, zuvörderst bei einigen Berliner Malern, ist
man blindlings diesen Vorbildern gefolgt und. gefällt sich in styllosen
Farbenpotpourrfs, die mitunter bis zu völliger Geist- und Formlosigkeit
herabsinken. Eine verwandte Richtung auf blendende Lichteffekte hat
der begabte englische Landschafter Turner verfolgt. In den Nieder-
landen geht J. B. Koekkoek auf treue Darstellung der heimischen
Natur aus; in der Schweiz ist der Genfer Qalame durch seine gross-
artigen, meisterhaften Schilderungen der Alpenwelt hervorzuheben.
Endlich findet auch die Thiermalerei mehrfach begabte Vertreter,
lmter denen wir nur den genialen Engländer Landseer, die ausgezeich-
neten Franzosen Troyon, Rosa Bonheur und Brascassat, den Bel-
gier Verboeckhoven, den Münchener Fr. Voltz, den Berliner Steffeck,
den Züricher Koller nennen.
Durch die grossen Bauunternehmungen der Zeit ist sodann auch die
Glasmalerei wieder ins Leben gerufen und, namentlich in Paris (Metz)
und München, unter dem Einfluss der bisherigen Fortschritte der Zeichnung
und des Malens überhaupt, zu einer hohen Vollendung gefördert worden.
Auch die Kabinets-Glasmalerei hat sich daneben wieder in überraschen-
den Leistungen ausgebildet. Nicht minder ist die Emailmalcrei zu einer
erfreulichen Flöhe kunstmässiger Behandlung gebracht. Weiter in das
Einzelne der heutigen Kunstleistungen einzugehen, ist hier, wie bereits
bemerkt, nicht der Ort. An Büchern und Zeitschriften, in welchen die
einzglnen Werke mehr oder weniger ausführlich charakterisirt werden,
ist kein lilangel; ebensowenig an, zum Theil sehr meisterlichen Nachbil-