Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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VII. 
Holzschnitt ünd 
Kupferstieh bis zum Ende des 
Jahrh. 
ten und die Ergebnisse des französischen Kupferstiches vortrefflich zu be- 
nutzen wussten. Zu diesen gehört zunächst, als der bedeutendste, Georg 
Friedrich Schmidt von Berlin (1712-1775), der eine lebendig 
malerische Wirkung, bei grosser Sorgfalt und Reinheit der Ausführung, 
zu erreichen wusste; im Stich und in der Radirung gleich gross, steht 
er theils dem Edelink, theils dem Rembrandt würdig zur Seite. Sodann 
Joh. Georg Wille (1717-1808), ein Meister, der besonders in der 
technischen Durchbildung des Stichcs, doch nicht ohne einseitige Bevor- 
zugung derselben, ausgezeichnet war. Sein Schüler Johann Gotthard 
von Müller (1747-1830) vereinte mit denselben Vorzügen eine un- 
gleich geistreichere Auffassung; während ein zweiter Schüler Wille's, 
Schmuzer, dessen einseitige Manier allerdings zur Uebertreibung führte. 
(J. G. v. Müller war derVater des Christ. Friedrich Müller, (1783 
bis 1816), des berühmten Stechers von RafaePs sixtinischer Madonna)- 
In Italien hatte, wie bereits früher bemerkt, die Aetzkunst am 
Schlusse des 16. Jahrhunderts bedeutenden Beifall gefunden. Auch im 
17. Jahrhundert war dies der Fall, und namentlich wurde dieselbe von 
den Garacei und ihren Schülern mannigfach zur Anwendung gebracht; 
im Gegensatz gegen diese leichte Technik gründete jedoch gleichzeitig 
Agostino Caraeci eine eigentliche Stecherschule, welche sich die Re- 
sultate der niederländischen Schule jener Zeit anzueignen und für eine 
energische Formendarstellung selbständig auszubilden wusste. Aufs Ent-- 
sehiedenste, doch in freierer Behandlung, wurde dieselbe Richtung durch 
Pietro Santi Bartoli (1635-1700), der vornehmlich die plastischen 
Denkmale des Alterthums zum Gegenstande seiner Darstellung nahm, 
fortgesetzt. Als Nachfolger dieses Künstlers sind besonders die Brüder 
Pietro und Farao Aquila anzuführen. Geistreiehe Radirungen hat 
man sodann namentlich von Guido Reni, Simone da Pesaro u. A., 
sowie den späteren Venezianern, besonders Ant. Oanale, G. B. und 
Dom. Tiepolo u. s. w.  Bedeutendere Erscheinungen im Fache des 
italienischen Kupferstiehes bietet das 18. Jahrhundert dar. Die Stecher 
wandten sich jetzt mit Vorliebe den Meisterwerken der älteren italieni- 
schen Maler zu und erreichten in der Nachbildung derselben ähnliche 
Vorzüge auch für ihr besonderes Fach, wie in jenen Werken niedergelegt 
waren. Das Streben nach einer grossartigen, harmonisch malerischen 
Wirkung ward zur gediegensten Vollendung durchgeführt. Als der erste 
bedeutendere Meister, der ein solches Streben einleitete, ist Domen. 
Cllllegü (1727-1794) zu nennen. Ihm schloss sich, mit umfassenderem 
Erfolge Giovanni Volpato (1738-1803) an. Dem Schüler des letz- 
teren, Rafael Morghen (1758-1833) war der Gewinn einer voll- 
kommen dV-Tßhgebildeten Meisterschaft vorbehalten. Neben Morghen ent- 
wickelten sich zahlreiche Talente, die ebenfalls auf die grösste Achtung 
Anspruch haben: Gio. Folo, Pietro Bettelini, Pietro Ander- 
loni, Giovita Garavaglia, Pietro Fontana, u. A. m. 
Endlich macht sich auch bei den Engländern, im Verlaufdes 18. 
Jahrhunderts eine lebhafte Thätigkeit im Fache des Kupferstiehes be- 
merklich; doch erscheint hier im Allgemeinen mehr die Absicht, eine 
glänzende Technik herauszustellen, als das Streben nach geistvoller Durch-
	        
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