494
VII.
Holzschnitt
Ende
und Kupferstich bis zum
des
1 8. Jahrh.
aus. Noch ungleich mehr Giulio Sanuti. Ueberhaupt verfällt die
italienische Kupferstecherei in der manieristischen Periode gegen den
Schluss des 16. Jahrhunderts, und obertiächlich radirte (geätzte) Blätter,
die in dieser Zeit beliebt werden, sind nicht geeignet, den edlen Ernst
der früheren zu ersetzen.
In D eu t s chlan d erscheint, wie bereits bemerkt, der Kupferstich
früher verbreitet und ausgebildet als in Italien. Auch zeigt derselbe hier,
der ganzen nordischen Kunstrichtung gemäss, von vornherein mehr das
Bestreben nach malerischer Wirkung, indem das Spiel der Lichter und
Schatten, durch feine, sich zum Theil mehrfach durchschneidende Strich-
lagen hervorgebracht, besonders beobachtet wird. Der Stich scheint sich
hier mehr an die zierlich saubere Behandlungsweise der Miniaturmaler,
als an die Technik der Goldschmiede anzuschliessen; die Arbeiten des
15. Jahrhunderts zeigen, was den inneren Charakter der Darstellung an-
betrifft, dieselben Einflüsse der Eyck'schen Schule, die wir bereits in der"
deutschen Malerei bemerkt haben. Zunächst ist hier ein unbekannter
Meister anzuführen, dessen Blätter mit den Buchstaben E. S. und mit den
Jahrzahlen 1465 und 1467 versehen, bereits das Gepräge einer vorzüg-
lichen technischen Ausbildung tragen, somit eine vieljährige, schon vor-
angegangene Uebung voraussetzen lassen. Seinen Blättern reihen sich
viele andre von ebenfalls unbekannten Stechern derselben, zum Theil
auch wohl einer früheren Zeit an. Als namhafte Stecher der späteren
Zeit des 15. Jahrhunderts sind hervorzuheben: Franz von Bocholt,
dessen Arbeiten den Eycläschen Schulcharakter tragen; Israel von
Meckenen, ein handwerksmässiger Nachfolger des Ebengenannten; vor
Allen aber Martin Schongauer, dessen Verdienste bereits bei Be-
trachtung der Malerei gewürdigt sind.
Eine höhere Entfaltung des Stiches, immer jedoch in der angedeute-
ten, eigenthümlich deutschen Richtung, lassen für die ersten Jahrzehnte
des 16. Jahrhunderts die von Albrecht Dürer gestochenen Blätter
erkennen; jenes malerische Princip bildet sich hier in so meisterlicher
Freiheit, wie in zartester und sorgfältigster Technik aus. Die zahlreichen
Kupferblätter Albrecht Dürer's und die Masse der nach seinen Zeichnun-
gen gefertigten Holzschnitte bekunden vorzugsweise den unerschöpflichen
Reichthum seines Geistes. Auch ist zu bemerken, dass ihm die Erfindung
der Aetzkunst, die später so interessante Erscheinungen hervorbringen
sollte, angehört. An Dürer reiht sich eine namhafte Anzahl von Schü-
lern und Nachfolgern an, die theils, wie besonders H. Aldegrever und
A. Altdorfer, an der eigenthümlich deutschen Bchandlungsweise fest-
hielten, theils dieselbe mit der italienischen des Marc Antonio Raimondi,
und zwar meist nicht ohne Glück, zu verschmelzen wussten; im letzteren
Betracht sind namentlich G. Pens, sodann J. Bink, Bartel und Hans
Sehald Beham anzuführcn. Unter den Nürnbergern gehören noch
hieher: der, bereits als Bildschnitzer namhaft gemachte Ludwig Krug
und der Glasmalcr August Hirschvogel, der vornehmlich die Aetz-
kunst weiter ausbildete. Neben diesen ist Lucas Oranach zu nennen,
dessen Kupferstiche sich durch einen freien und kühnen Vortrag auszeich-
nen. Andere deutsche Meister, deren Blüthe ebenfalls noch der ersten