Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Thierstüeke und 
Stillleben. 
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Bedeutung, und im Gegensatz gegen die ebenbesprochenen landschaftlich 
idyllischen Bilder, hat sie es besonders mit den jagdbaren Thieren zu 
thun, die meist, zum Schmucke adliger Jagdschlösser, in grossem Maass- 
stabe dargestellt werden, theils in den regen Aeusserungen ihres Lebens, 
theils als erlegte Beute zu bunten Trophäen aufgehäuft, in denen der 
geschmeidige Glanz des Felles und der zierliche Schiller des Federwildes 
mancherlei anmuthige Contraste bilden. Bedeutsam erscheint auch hier 
wieder der Einliuss des Rubens; einzelne Jagdbilder von seiner Hand 
führen uns mächtig in das thierische Leben ein. Voll ebenso grossartiger 
Energie sind sodann die Thierstücke seines Freundes Franz Snyders 
(1579-1657), der diesem Fache ausschliesslich, als dessen vorzüglichster 
Meister angehört. Ihm reihen sich der treffliche Paul de Vos, J oh. 
Fyt (1625-1700), Karl Rutharts, Abraham Hondius, C. Lelien- 
berg und Joh. Weenix (1644-1719) mit seinem Nachahmer Dirk 
Valckenburgh an, die letzteren besonders in der Darstellung des Fe- 
derwildes ausgezeichnet. Einer der spätesten Maler von Jagdthieren, 
schon minder vollendet in der künstlerischen Behandlung, ist der Deutsche 
Joh. Elias Riedinger (1695-1767).  Einzelne Künstler, wie Mel- 
chior Hondekoeter (1636-1695), Adrian van Utrecht und Pe- 
ter Oaulitz, ein Deutscher, begnügten sich, minder aristokratischen 
Sinnes, mit den Darstellungen von Hühnerhöfen. 
Ein zweites, ebenfalls sehr wichtiges Fach. besteht in den Früh- 
stiicksbildern, in denen auf zierlichem Tischchen alles Behagen eines 
holländischen Vormittages, kunstreiche Pokale und Krüge, funkelnde Glä- 
ser, Hummern, Krabben, Austern, Früchte der verschiedensten Art zur 
Schau gestellt werden, in denen aber zugleich, bei tiefer Versenkung des 
Sinnes in den Gegenstand, die reizvollste Harmonie der Farben und ein 
lieblich spielendes Helldunkel sich ausgebildet zeigen. Als vorzügliche 
Meister dieses Faches sind, als dem Anfang und der Mitte des 17. Jahr- 
hunderts angehörig, Joh. David de Heem (1600-1674) und sein Sohn 
Corn. de Heem, Adriaenssen, Heda, Peter Nason, Th. Aps- 
hoven (oben bereits unter den N achahmern des Teniers genannt), 
u, a_ m, anzuführen,  In ganz besonderer Richtung bewegt sich Jan 
van Kessel, welcher als Nachahmer BreughePs Blumen, Insekten, Fische, 
ferner leblose Gegenstände, besonders Rüstungen, auch humoristische AHen- 
Flur-Stellungen in Tenierls Weise malte. Evert und Willem van Aelst, 
die auch zu den Frühstücksmalern gehören, sind, besonders der letztere, 
Meister in zierlich vollendeten Darstellungen von J agdzeug, Flinten, Jagd- 
Taschen u. dgl. mit todtem Federvieh. 
Ein drittes Hauptfach endlich bildet die Blumenmalerei, deren 
Zierliche Gebilde, zum Theil in Verbindung mit Früchten, sich zu den 
änmuthvollsten Schmuckstücken zusammenordnen. Hier findet der Sinn 
für die Farbe, für deren leise Abstufungen und Uebergänge, für ihren 
harmonischen Zusammenklang im Einzelnen und in dem Ganzen der Dar- 
stellung, das angemessenste Feld, um sich völlig frei und selbständig 
entwickeln zu können. Die feine und sinnvolle Beobachtungsgilbß für 
dies Farbenspiel der Blumen vergegenwärtigt uns jene, ZU einer fast lei" 
denschaftlichen Poesie gesteigerten Zustände des holländischen Handels,
	        
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