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Die
bild.
Kunst d.
J ahrh.
Kabinetmalerei
beseligend Nähe und Ferne. Wie Ruysdael, tief ergreifend, in die geheim-
nissvollen Tiefen der Natur hinabsteigt, so führt uns Claude Lorrain zu
ihren klaren sonnigen Höhen empor.
An diese grösseren Meister reiht sich sodann eine bedeutende Anzahl
von Nachfolgern, zumeist Niederländern, an. Bei den meisten von ihnen
verschmelzen sich die grossartigeren Poussinschen Formen mit jenem
Glanz der Lüfte, der Claude Lorrain eigen ist; doch ist zu bemerken,
dass diese glänzende Behandlung der Luft mehrfach, besonders bei den-
jenigen Landschaftsmalern, welche dem weiteren Verlauf des 17. Jahr-
hunderts und dem Anfange des 18. angehören, zu einer Art von stehender
Manier wird, dass ihre Bilder somit zwar auf eine ideale Wirkung hin-
streben, diese aber nur durch erkünstelte Mittel erreichen. Als die be-
deutenderen dieser Künstler sind zunächst zu nennen: Herman Swane-
velt, Schüler des Claude Lorrain (1620-1680), Johann Both (1610-
1651) und Adam Pynacker (1621-1673). Bei diesen wirkt im Ganzen
mehr das Element des Claude nach. Anderen Einflüssen folgen: Jacob
van Artois und dessen ausgezeichneter Schüler Cornelis Huysman
von Mecheln, Bartholomäus Breenberg, Peter van Asch, Cas-
par und Peter de Witte, Joh. Franz Ermels (ein Deutscher),
Friedrich Moucheron u. s. w.; nicht mehr sonderlich erfreulich, um
den Schluss des 17. Jahrhunderts, bei Albrecht Meyering, Isaac
Moucheron, u. a. m. Die Mehrzahl derjenigen Landschaftsmaler, welche
dem Schluss des 17. und dem Anfange des 18. Jahrhunderts angehören,
hält sich dagegen mehr zur Poussinschen Richtung, so Franz Milldt,
gen. Francisque, Joh. Glauber, gen. Polydor, J. F. van Bloemen,
gen. Orizonte, P. Rysbraeck, der Römer Crescenzio di Onofrio,
u. a. m.
Eine durchaus selbständige Erscheinung in dem Fache der landschaft-
lichen Darstellung, welches die Formen der italienischen Natur zum Vor-
bilde nimmt, bilden die Landschaften des Salvator Rosa. Zuweilen
erinnern zwar auch diese an jene idealere Behandlungsweise des Claude;
insgemein aber erscheint hier die Natur von einer düsteren Seite, fast
mit leidenschaftlichem Ungestüm, aufgefasst. Wilde Gebirgsschluchten,
durch welche der Zugwind des Sturmes hinzieht, drohende Gewitterlüfte,
die Staffage von Räubern oder einsamen Eremiten, geben diesen Bildern
ofteinen eigen phantastischen Reiz. Schüler des Salv. Rosa im Fache
der Landschaft sind Bartolommeo Torregiani und Domenico Gar-
giHOli, gen. Micco Spadaro. In verwandter Richtung macht sich der
Niederländer P et er de Molyn, gen. T empesta (1636-1704) bemerklich.
Fast die entgegengesetzte Erscheinung bildet Herman Sachtleven
oder Z af tleven (1609-1685), dessen Bilder der nordischen Natur ange-
hören (vornehmlich den romantischen Ufern des Rheines, die er aber
meist nur als Motive frei benützt und mit Jahrmärkten u. dgl. Stafiirt).
Als ein Nachfolger dieses Künstlers ist Johann Griffier zu nennen.
Für das 18. Jahrhundert kommen schliesslich noch in Betracht: Die
Venetianer Antonio Canale (1697-1768) und sein Neffe und Schüler
Bernardo Bellotto, beide gen. Canaletto, beide in Stadtprospekten,
namentlich venetianischer Kanäle, ausgezeichnet, die sie, ersterer einfach